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MONASTIN - CHINESISCHER ROTER REIS SENKT CHOLESTERIN

Von Prof.Dr. Friedrich Katscher, Wien

Unter den wahrscheinlich mehr als 200.000 Arten von Schimmelpilzen gibt es zahlreiche Schädlinge: Lebensmittelverderber, Materialzerstörer und die Verursacher von Pilzkrankheiten (Mykosen), Allergien und Vergiftungen durch Pilzgifte (Mykotoxine). Gleichzeitig sind zahlreiche winzige Pilze gemeinsam mit Bakterien für das Leben auf der Erde unentbehrlich, weil sie die organischen Substanzen abgestorbener Gewebe zu einfachen Verbindungen abbauen und so wieder in den Kreislauf der Natur zurückführen. Viele Schimmelpilze sind auch biotechnisch nützlich:

Bei der Herstellung von Käse (Camembert, Gorgonzola, Roquefort usw.) und in Asien von fermentierten Lebensmitteln, bei der großtechnischen Erzeugung wichtiger organischer Rohstoffe (Säuren und Enzyme) und in der Medizin vor allem durch die Produktion von Antibiotika. All dies ist möglich, weil Schimmelpilze eine ungeheure Vielfalt chemischer Prozesse durchführen können und bei ihrem Stoffwechsel eine Fülle verschiedenster chemischer Substanzen fabrizieren. Eine systematische Suche kann daher zu einem Schimmelpilzprodukt führen, das eine gewünschte Wirkung hat. Auf diese Weise wurden nach dem Penicillin zahlreiche andere Antibiotika gefunden und ebenso das nach Organtransplantationen zur Verhinderung von Abstoßungsreaktionen unentbehrliche Immunsuppressivum Ciclosporin.

Eine solche Suche führten auch japanische Forscher in den siebziger Jahren durch: Akira Endo und Kollegen von den Fermentationsforschungslaboratorien der Pharmafirma Sankyo in Tokio begannen 1971 nach einer von Schimmelpilzen erzeugten Substanz zu fahnden, die die Erzeugung von Cholesterin in der Leber hemmt und vermindert. Cholesterin ist ein lebensnotwendiger Bestandteil aller Körperzellen, doch im Übermaß ist es schädlich und gefährlich: Eine zu hohe Konzentration von Cholesterin im Blut ("Hypercholesterinämie") beschleunigt die Entwicklung von gefäßverengenden und -verstopfenden Ablagerungen (Arteriosklerose) in den Koronararterien (Herzkrankgefäßen), die das Herz mit Blut versorgen, und führen so zu koronarer Herzkrankheit, einer der Haupttodesursachen in der westlichen Welt.

Nachdem sie ein Nachweisverfahren entwickelt hatten, testeten die japanischen Forscher 6.000 Schimmelpilzarten und entdeckten 1976 imPinselschimmel Penicillium citrinum eine Substanz, die stark cholesterinsenkend wirkt, ML-236B oder Compactin (Mevastatin), und nach weiteren 4.000 Tests 1979 im roten Schlauchpilz Monascus ruber neun wirksame Substanzen, darunter das besonders aktive Monacolin K, das unabhängig davon gleichzeitig in den USA in den Forschungslaboratorien der Pharmafirma Merck Sharp & Dohme im Gießkannenschimmel Aspergillus terreus isoliert und Mevinolin getauft wurde. Sankyo begann 1977 mit der Entwicklung von Compactin als Medikament, doch trotz erfolgreicher Cholesterinsenkung mußten die Arbeiten wegen unangenehmer Nebenwirkungen eingestellt werden. Mevinolin dagegen wurde 1987 in den USA zugelassen und ist seither unter dem Namen Lovastatin (Handelsname Mevacor) als erfolgreicher Cholesterinhemmer auf dem Markt.

Inzwischen kamen noch fünf weitere sehr wirksame natürliche, halb- oder vollsynthetische "Statine" mit ähnlichem chemischem Aufbau in die Apotheken: Atorvastatin, Cerivastatin, Fluvastatin, Pravastatin und  Simvastatin. Alle sechs senken das Gesamtcholesterin, besonders das "böse" LDL (dosisabhängig um 25 bis 40 Prozent) sowie die Triglyzeride (um 10 bis 20 Prozent), und erhöhen das "gute" HDL (um 8 bis 10 Prozent). Sie hemmen ein Enzym, das bei der Fabrikation des Cholesterins in der Leber eine wesentliche Rolle spielt und den komplizierten Namen Hydroxymethylglutaryl-Coenzym-A-Reduktase hat. Die ganze Gruppe von Medikamenten wird daher HMG-CoA-Reduktase-Hemmer genannt. Wer einen Herzinfarkt überlebte, bei dem vermindert die Einnahme von cholesterinsenkenden Mitteln das Risiko eines zweiten Anfalls. Die verschreibungspflichtigen Statine haben natürlich auch unerwünschte Nebenwirkungen: Eine Erhöhung der Leberenzyme (Anzeichen einer Leberschädigung), milde Magen-Darm-Symptome, Muskelschmerzen usw. Der niederländische Botaniker Friedrich A. F. C. Went (1863 bis 1935), der Direktor der landwirtschaftlichen Versuchsstation in West-Java, veröffentlichte 1895 eine Abhandlung mit dem Titel "Monascus purpureus, der Pilz von Ang-kak", die so beginnt: "Es existiert in Java eine dunkelpurpur färbende Substanz, die aus China importiert wird und die man mit ihrem chinesischen Namen Ang-kak bezeichnet. Man bedient sich dieses Stoffes, um verschiedene Lebensmittel zu färben... man kann ihn in pulverisierter Form oder auch in einer Form kaufen, die auf den ersten Blick zeigt, was die Ausgangssubstanz ist, deren man sich für die Fabrikation bedient. Es sind Reiskörner, die eine Dunkelpurpurfarbe angenommen haben. Wenn man mikroskopische Präparate dieser Körner herstellt, sieht man leicht, daß sie in allen Richtungen von Pilzfäden und Sporenbehältern eines Pilzes durchzogen sind, der die gleiche Purpurfarbe hat..."

Über die geheimgehaltene Herstellung in der südchinesischen Provinz Kuangtung schreibt Went: "Man breitet gutgekochten weißen Reis auf Tellern aus; wenn der Reis ausgekühlt ist, streut man ein wenig pulverisiertes Ang-kak darüber; dann gibt man es während sechs Tagen an einen frischen und dunklen Ort, am besten in eine Höhle. Nach dieser Zeit hat der Reis eine rote Farbe angenommen, die später nachdunkelt. Zuletzt läßt man trocknen." Went beschreibt anschließend ausführlich den Schimmelpilz, der zu den Schlauchpilzen (Ascomyceten) gehört und den er Monascus purpureus nennt, und bringt auch zwei Tafeln mit Abbildungen (Monascus von griechisch, mónos, einzig, allein, und askós, Schlauch).   Ang-kak - auch Hong Qu genannt - wird heute in China, Japan, Korea, Thailand usw. als natürliches, nichtgiftiges, bakterienhemmendes Färbe-, Würz- und Konservierungsmittel für Fisch, Schweinefleisch, Geflügel (Pekingente), Würste, Sojabohnenkäse (Sufu, Furu), Saucen und Reiswein verwendet. In Europa wird es als attraktiver roter Farbstoff für Lebensmittel (auch Erfrischungsgetränke, Marmeladen und Speiseeis) und Kosmetika (auch zum Haarefärben) und als Ersatz für die möglicherweise krebserregenden Konservierungsmittel Kaliumnitrit (E-Nummer E 249) und Natriumnitrit (E 250) bei Fleischwaren empfohlen.  Es war bei einem nahen Verwandten von Monascus purpureus, nämlich bei Monascus ruber (ruber, lateinisch, rot), bei dem die japanischen Forscher das Monacolin (daher der Name) entdeckten. Es stellte sich heraus, daß auch der chinesische rote Reis, der seit mehr als 1200 Jahren im Reich der Mitte verwendet wird und nach alter Tradition den Blutkreislauf verbessert, cholesterinsenkende Substanzen enthält. David Heber und fünf Kollegen vom Zentrum für menschliche Ernährung der Universität von Kalifornien in Los Angeles analysierten roten Monascus-purpureus-Reis und fanden darin 0,2 Prozent Monacolin K (identisch mit dem Medikament Lovastatin) und etwa ebensoviel von den acht anderen geringeren Cholesterinsenkern. Wie sie im Februar 1999 im "Amerikanischen Journal für klinische Ernährung" berichteten, verabreichten sie 46 Männern und 37 Frauen im Alter von 34 bis 78 Jahren entweder gemahlenen und in 600-mg-Kapseln eingeschlossenen roten Reis in einer Gesamtmenge von 2,4 g pro Tag (vier Kapseln) oder ein Placebo (Scheinmedikament: gewöhnliches Reispulver). Nach acht Wochen hatte in der Roten-Reis-Gruppe das Gesamtcholesterin um durchschnittlich 17 Prozent und das LDL-Cholesterin um 22 Prozent abgenommen und die Triglyzeride sanken um 11 Prozent; das HDL blieb unverändert. In der Placebo-Gruppe blieben alle Werte weitgehend gleich. Die in demReispulver pro Tag eingenommene Dosis von Monacolin K betrug rund 5 Milligramm, während von dem Medikament Lovastatin täglich 20 bis 80 mg geschluckt werden. Daher ist seine Wirkung natürlich größer. Es gab praktisch keine Nebenwirkungen; die Leberwerte erhöhten sich nicht.  Es war naheliegend, den gemahlenen roten Reis, der wesentlich billiger ist als die Statine, Menschen, die ihr Cholesterin senken wollen, anzubieten. Eine US-Firma, Pharmanex in Simi Valley in Kalifornien, verkauft chinesisches rotes Reispulver unter dem Namen "Cholestin"; sie empfiehlt vier Kapseln pro Tag, zwei in der Früh und zwei am Abend. Eine Monatsration (120 Stück) wird um 40 Dollar angeboten. Cholestin ist nicht als Krankheitsbehandlung gedacht, sondern neben einer fettarmen Diät und ausreichender körperlicher Bewegung als Ergänzung, ähnlich wie Vitamintabletten, für gesunde Erwachsene über 20, die ihre Cholesterinwerte im wünschenswerten Bereich halten wollen. Vor dem Gebrauch sollte ein Arzt konsultiert werden. Da die Langzeitwirkungen nicht untersucht sind, sollten der Cholesterinspiegel und die Leberwerte regelmäßig kontrolliert werden.

Am 20. Mai 1998 verbot die US-Lebensmittel- und Medikamentenbehörde FDAdie Einfuhr von rotem Reis aus China und seinen Verkauf, weil er nachihrer Ansicht kein Lebensmittelzusatz, sondern ein neues nicht genehmigtes Medikament sei. Doch am 17. Februar 1999 hob einBundesrichter im US-Staat Utah diese Entscheidung auf, und Cholestin darf seither in den USA legal verkauft werden.    In Europa gibt es eine Münchener Firma, Allok GmbH, die chinesisches   rotes Reispulver unter dem Namen Monascus red für die Lebensmittelindustrie und für andere Zwecke - darunter auch in Kapseln - produziert und verkauft. In der EU gilt das Produkt als Lebensmittelzutat, die auf dem Etikett angegeben werden muß, doch ist die deutsche Bundesregierung der Meinung, daß es sich - paradoxerweise nur als Färbemittel für Fleisch und Wurstwaren, nicht jedoch bei anderen Anwendungen - um einen zulassungspflichtigen Zusatzstoff handelt. Der Rechtsstreit ist noch im Gange. Die cholesterinsenkenden Kapseln sind jedoch in Deutschland frei erhältlich. Wann sie nach Österreich kommen, ist noch ungewiß.



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