KÖRPERARBEIT - Lernen von, mit und durch unseren Körper
Die Grinberg Methode
von Andreas Brieschke
Ich möchte an dieser Stelle von meiner persönlichen Begegnung mit der Grinberg Methode berichten. Sie ist als grundlegend anderer weil schulender Ansatz in der Körperarbeit neu in Berlin und auch in Deutschland nicht weit verbreitet. Anders als im Ursprungsland Israel, der Schweiz, Österreich, Spanien und Italien, wo bereits viele Praktiker mit Menschen arbeiten. Diese Körperarbeit versteht sich nicht als Therapieform oder Behandlung sondern als Körpertraining. Dergestalt wird der Praktiker für einen Prozeß zum Lehrer des Klienten. Dieser lernt sich selbst als einen Körper verstehen und mit diesem Körper neu wahrzunehmen und zu handeln. Im Zuge dieses Lernprozesses werden chronische Muster bewußt und alternative Möglichkeiten geübt. So ist es möglich, die körperlichen Reaktionen die z. B. zu einer Migräne führen, kennenzulernen um einen anderen Weg wählen zu können.
Ich bin Heilpraktiker mit Schwerpunkt Pflanzenheilkunde und Augendiagnose. Wundervolle Wege die auch bei schweren chronischen Erkrankungen wirksam Hilfe bringen können. Ich möchte hier jedoch keine Liebeserklärung an die Heilpflanzen verfassen, so sehr sie dieses auch verdienen. Vielmehr soll über einen Aspekt meiner Arbeit berichtet werden, der Medikamenten gleich welcher Couleur weniger zugänglich ist.
Ich empfinde bei einem Teil meiner Patienten deutlich den Wunsch etwas zu lernen, selbst aktiv zu werden, das eigene Schicksal in die Hand zu nehmen. Viele von uns wissen ja im Grunde, woher ihre Probleme und deren körperlicher Ausdruck kommen. Leider haben nur sehr wenige von uns gelernt, wie wir diese Muster verändern können, bzw. das Entstehen neuer Muster vermeiden. Mit Mustern meine ich automatische Reaktionen auf bestimmte Gegebenheiten, Personen oder Situationen. Die Summe dieser Automatismen bestimmt oft einen großen Teil unserer Haltung im und zum Leben. Der Wortsinn drückt bereits aus, daß es sich hier um eine Körperhaltung handelt und was wohl noch wichtiger ist, daß wir selbst diese einnehmen. Der Sinn solcher Muster mag im Selbstschutz d. h. "dem Überleben" bestimmter Situationen liegen, ihre Automatisierung behindert uns aber eindeutig, weil sie Energien blockiert uns unflexibel macht und um eine Vielzahl von Handlungsmöglichkeiten beraubt. Schlicht gesagt machen uns solche Muster zu Opfern - vermutlich kennt jeder solche Situationen, in denen "unsere Knöpfe" gedrückt werden und wir einfach reagieren - sei es auf einen Geruch, den Schwiegervater, eine bestimmte Musik, eine Prüfungssituation usw.. Diese Reaktionen können positiv oder negativ sein - sie sind automatisch.
Die Grinberg Methode bedient sich nun des Körpers um solche Muster durch eine Auswahl an möglichen Reaktionen zu ersetzen.Der Körper- wir sind Körper. Der Körper ist der Perfekteste Teil von uns und damit auch der Weiseste. Er ist schon "am längsten" da, am meisten durchgestaltet ein absolutes Wunder an Regelkreisen perfekt abgestimmter Prozessualität. In hohem Maße zur Selbstheilung und Regeneration befähigt. Unser Seelenleben- besonders unserer Geist- steckt dagegen noch tief in der Probierphase - die unsinnigen bis gefährlichen Folgen dieser sind ja allerorten zu beobachten. Wenn wir wieder lernen diesem alten Weisen unseres Körpers zu vertrauen, ihn nicht zu malträtieren und einzuengen, wird er uns ein riesiges Energiepotential zu Verfügung stellen, das uns dann für die Entwicklung der jüngeren Elemente unseres Selbst zu nutzen ist.
Nur wie machen wir das? Wir laufen auf Suche nach Hilfe herum, landen bei Therapeuten - und wir sind immer Patienten. Vielleicht wechseln wir auch über den Weg der Heilpraktiker - Schule die Seite und werden selbst Therapeuten.In dem Verhältnis Therapeut - Patient besteht aber leider meist eine Hierarchie, die sich oft in der Größe der Praxisschreibtische und entsprechenden Sitzordnungen ausdrückt. Im ungünstigsten Fall entstehen langjährige Abhängigkeiten im günstigsten Fall erreicht die Behandlung ihr Ziel d.h. das Verschwinden der Beschwerden. Der Patient zieht froh von dannen um eventuell Monate oder Jahre später mit ähnlich gelagerter Symptomatik zurückzukehren. Verständlicherweise schließlich wurde er ja schon einmal gut behandelt. Es wäre jedoch wünschenswert der Therapeut wäre überflüssig geworden und somit auch die Patientenrolle. Ein Lernprozeß des ehemaligen Patienten hätte die Problematik aufgelöst - wie schön.
Aktive Mitarbeit wäre die Voraussetzung und eine Methode, die dies praktisch umsetzt. Im theoretischen Ansatz wird mir hier wohl niemand widersprechen - und unsere Patienten sind gewillt etwas zu tun.Eine ernstzunehmende Behandlung gleich welcher Richtung wird immer zum Teil Erziehung, Unterricht für den Patienten sein. Diese Ebene leiste ich in meiner Praxis über Gespräch zur Lebensführung im praktischen Sinne z. B. Ernährung, Schlafrhythmus und Umweltgifte, um nur einige der Beispiele zu nennen. Oft sitze ich auch mit den Patienten und spreche über Beziehungen, Ängste und andere tiefgreifende seelische Probleme, zum Glück auch über schöne wunderbare Momente. Hier findet Behandlung im Sinne von Kontakt statt - ein Aspekt meiner Arbeit für den ich mir schon lange ein Werkzeug wünsche. Es steckt ja im Wort Behandlung die Hand und es lag nun nahe eine Körperarbeit zu erlernen.
Was mich lange hinderte war meine - ich sage es ehrlich - Faulheit. Einen passiv empfangenden Patienten zu bearbeiten , seine Verspannungen wegzumassieren, mit denen er eine Woche später wiederkehrt - "es tat ja so gut " war mir schlicht zu anstrengend auch geistig langweilig. Ich habe mich viele Jahre mit Körpertraining, Körperarbeit befaßt aber eben mit dem Totschlagaspekt, d.h. den Kampfkünsten. Auf diesem Weg ließe sich eine hohe Sensibilität und ein großer Respekt für den eigenen und den fremden Körper erreichen - leider nur für wenige Menschen und bei nur wenigen Lehrern ein gangbarer Weg.
Nun scheint es im Leben einen Zufall zu geben der uns Begegnungen immer dann zufallen läßt, wenn wir reif dafür sind.
Ich lernte die Grinberg Methode dank Claudia Glowik kennen, die diese in Berlin praktiziert. In einem Gespräch war mein Interesse geweckt und wir schritten zur praktischen Demonstration. Die Grinberg Methode hat eine Partnerübung, die "Das Spiel" genannt wird. Hierbei stehen sich die beiden Übenden recht nah gegenüber, schauen sich an und haben Kontakt mit beiden Handflächen. Es wird nun spielerisch gedrückt und die Partner lernen dabei neue Körperhaltungen kennen. Anstrengung ist erwünscht, Kraft und Energie werden spürbar. Es geht jedoch nicht um Kampf oder Konkurrenz, sondern die Freude an der gemeinsamen Bewegung."Das Spiel" läßt sich vielleicht mit dem pushing hands des Tai Qi vergleichen oder den klebenden Händen der weichen Kung Fu - Stile. Es passierte folgendes: Ich reagierte automatisch mit Nachgeben entsprechend meines Trainiertseins. Nach kurzer Verständigung wurde mir dann zu meiner Überraschung innerhalb weniger Sekunden präzise erklärt wie und was ich trainiert hatte, d.h. meine gesamte Körperhaltung, meine Bewegungsimpulse wurden genauestens wahrgenommen und wiedergegeben. Ich war fasziniert. Eine solche Sensibilität im Körper zu trainieren ohne die Überschrift des Totschlagens war genau das, was ich gesucht hatte. Der Entschluß war klar: das will ich auch lernen.
Mittlerweile arbeite ich auch räumlich eng mit Claudia Glowik zusammen.Um die Methode vorzustellen wird sie am 1. und am 11. 9. sogenannte Mini - Workshops von ca. 1 1/2 Stunden abhalten. Ein dreitägiger Workshop mit einem Lehrer aus Israel ist in Planung. Ich konnte zwei dieser aufeinander aufbauenden insgesamt sechs "großen" Workshops in Österreich besuchen und hatte dabei Gelegenheit Avi Grinberg persönlich kennenzulernen. Er entwickelte die Methode Anfang der 70er Jahre in Israel als einen strukturierten Weg des Lernens durch den Körper. Ihr Ziel ist es Menschen in die Lage zu versetzen, sich mit wiederholenden Symptomen physischer oder emotionaler Natur konstruktiv auseinanderzusetzen und somit die Lebensqualität zu verbessern. Eine Erfahrung die ich in den Workshops sehr deutlich machen konnte.
Solche Symptome können z. B. Streß oder chronische Schmerzen sein .
Die Grinberg Methode ist keine Alternative zur Medizin oder Psychotherapie. Sie ist weder eine Behandlungsform noch ein Ersatz für eine solche. Sie ist nicht für Personen geeignet die an lebensgefährlichen oder schweren Krankheiten leiden. Sie basiert nicht auf ideologischen oder spirituellen Grundlagen.
Soweit ich die Methode bis jetzt kennengelernt habe ist sie eine hervorragende Prozeßarbeit mit dem Körper, die sich mit allen ganzheitlichen Ansätzen kombinieren läßt, diese unter obigen Einschränkungen mitunter sogar überflüssig macht. Ich möchte deshalb herzlich einladen, die beiden Termine der Mini- Workshops wahrzunehmen. Aufwand entsteht hierfür nur in zeitlicher Hinsicht.
Andreas Brieschke
MINI - WORKSHOPS
Die Grinberg Methode
Leitung Claudia Glowik
Ort: Naturheilpraxis Mitte
Linienstr. 119, U - Oranienburger Tor, S - Oranienburger Str.
Informationen und Anmeldung
Tel.: 28098713
Entnommen den berliner heilpraktiker nachrichten