Farbpunktur und Ohrakupunktur
Vortrag, gehalten auf den 18. Berliner Heilpraktiker-Tagen
Zu Beginn meiner Ausführungen möchte ich noch einmal kurz die wesentlichen Grundzüge der Farbtherapie für diejenigen skizzieren, denen die Materie vollkommen neu ist. Es gilt zu klären:
- was ist Farbpunktur eigentlich,
- welcher systematische Ansatz liegt ihr zugrunde
- wie funktioniert die Arbeit der Farbtherapie am Patienten
- wann und wo kann man sie einsetzen und schließlich
- welche Verbindung geht diese Therapierichtung mit anderen Methoden ein.
über die detaillierten Grundlagen der Farbtherapie hat Peter Mandel, der eigentliche "Vater" dieser Methode ja bereits vor einem Jahr hier in Berlin einen Vortrag gehalten. Er hat ein in sich so geschlossenes Denk- und Arbeitsmodell daraus entwickelt, daß es mir nicht zusteht, Einzelteile seines Wissens second hand zu vermitteln - ich möchte vielmehr über meinen ganz persönlichen Umgang mit Farbtherapie aus meiner täglichen Praxis berichten, Sie vielleicht motivieren zu dieser wundervollen Methode und Sie ermutigen, selber mit Farbe zu arbeiten und Neuerungen herauszufinden.
Für die Einführung greife ich selbstverständlich auf seine Lehrmeinung zurück und möchte an dieser Stelle die begeisternde Übermittlung würdigen. Wie aus vielen modernen Therapieansätzen bekannt, so beruht auch die Farbtherapie auf sehr altem Wissen. Schon die Chinesen und die Inder wußten um die gezielte Einsatzmöglichkeit von Farbe und Licht.
Farbe hat ihren elementaren Ursprug im Licht. Licht, somit auch Farbe, sind wichtigste Bestandteile des Lebens, gehören essentiell zum "Großen Ganzen". Schon die Schöpfungsgeschichte beginnt mit dem Satz, "Es werde Licht!" Lang Zeit allerdings blieb es für den Menschen fraglich, warum Farbe überhaupt für uns in ganz spezieller Weise wahrgenommen wird - warum Himmelblau, Blattgrün, Sonnengelb? Reine Abmachung oder objektive Wahrheit?!
Isaac Newton erbrachte im 17. Jahrhundert eine physikalische Definition. Es gelang ihm mit Hilfe eines Prismas weißes Licht in seine farbigen Bestandteile zu zerlegen. Dadurch fächerte er das im Licht enthaltene Farbspektrum auf. Eine weiterführende Erkenntnis bestand darin, daß die Spektralfarben unterschiedlichen Wellenlängen, sprich Frequenzen, emtsprechen. Demzufolge wirkt ein Körper dadurch farbig, daß ein Teil der Spektralfarben durchgelassen werden, ein anderen Teil reflektiert werden. Und genau diesen reflektierten Anteil nimmt das menschliche Auge als Farbe wahr.
Goethe war es später, der die physiologischen Apekte der Farbe als Empfindung von Sehen näher bezeichnete und aus seinen Erkenntnissen heraus, eine "Farbenlehre" aufstellte. Drei reine Farben legte er seiner Theorie zugrunde - rot - gelb und blau- Alle anderen gehen laut Goethe als Mischung aus diesen dreien hervor. Die Konstellation eines sechseckigen Farbkreises ergibt sich aus den drei Grundfarben und deren Mischfarben erster Ordnung, d.h. die Grundfarben werden zu gleichen Teilen gemischt. Als Ergebnis erhält man aus
rot und gelb ---> die Farbe orange
aus gelb und blau ---> die Farbe grün
aus blau und rot ---> die Farbe violett
Innerhalb diese Farbkreises werden die sich gegenüberstehenden Farben als Komplementärfarben bezeichnet, d.h. rot und grün stehen sich komplementär gegenüber, ebenso wie blau und orange bzw. gelb und violett. (Als Komplement kommen diese Paare dann sehr häufig in der Farbpunktur zur Anwendung.)
Bei genauerer Betrachtung dieses Farbkreises entstehen ganz automatisch Empfindungen. Die deutlichste Empfindung liegt wohl in der Unterscheidung zwischen Kälte und Wärme - sprich ein Teil der Farben wirkt eher warm, ein anderer eher kalt. Es ergibt sich, daß der blaulastige Teil des Kreises dem "Kalten" zugeordnet wird, während der "rotdominierende" eher dem "Warmen" zugeordnet untersteht.
Diese Annahmen wurden im 20. Jahrhundert über Forschungsergebnisse in ihrer Richtigkeit untermauert. Man konnte daraus erkennen, daß Farbe über das Auge, über Wahrnehmung derselben auf vegetative Abläufe Einfluß nimmt - somit über diese System auch Auswirkungen haben muß auf endokrine Vorgänge und auf die Psyche. Nun aber zur Heilkraft von Farben.
Klar ist, daß Farben - als Varianten von Licht genauso therapeutische Wirkung zeigen wie Licht selber, bzw. noch mehr.
Der schlichteste Beweis, daß Farbe auch in der heutigen Medizin ihren Platz gefunden hat, ist der gängige Einsatz von Rot- oder Blaulichtbestrahlung. Ein ganz wichtiger Vorteil der Farbtherapie soll an dieser Stelle betont werden - sie ist nicht nur als alleinige Methode anzuwenden, sondern ist ebenso glänzend als Egänzung zu anderen Therapieformen einsetzbar. Sie stört weder die Homöopathie, fördert deren Wirkung eher, noch die Akupunktur oder die Reflextherapie. Die Ohrakupunktur verträgt sich mit anschließender Farbbestrahlung nach speziellem Anwendungsmodus ganz besonders gut.
Gearbeitet wird in erster Linie mit den drei Grundfarben rot - blau - gelb, dazu gesellen sich die Mischfarben erster Ordnung, nämlich grün, orange und violett.
Zu deren Indikationen und Wirkungen im einzelnen:
ROT
Rot repräsentiert am deutlichsten das "Lebensprinzip" - auf jeder Ebene, physisch gesehen als Farbe des Blutes, als Saft des Lebens, psychisch als Emotion von den Gegenpolen Liebe und Wut. (Schon sprachlich findet sich hier der Beweis, man errötet in Liebe und wird rot ebenso vor Wut und Zorn.)
Rot ist auch die Farbe mit dem größten Durchdringungsvermögen, das Blut wird in seinem Fluß über diese Farbe angeregt, aus diesem Grund ist sie angezeigt bei allen Durchblutungsstörungen, ebenso bei allen entzündlichen Erkrankungen, die Wärme gut vertragen, wie Unterleibsentzündungen, Blasenentzündungen, bei Hauterkrankungen zur Förderung der Entgiftung und Umstimmung, bei Astma und Bronchitis, d.h. zusammengefaßt, überall da wird ROT uns helfen, wo gestaute Energie herrscht, wo es gilt, Blockaden aufzulösen und den harmonischen Lebensfluß - also auch den Durch - blutungs - fluß wieder ins Gleichgewicht zu bringen.
Hier möchte ich gleich einen Querverweis zur Ohrakupunktur einflechten. Ganz wunderbar ist das therapeutische Erlebnis, durch Nadelung am Ohr die ersten Blockaden zu lösen, um anschließend sanft aber tiefgreifend, die richtige Farbe einzusetzen, die die Wirkung noch unterstützt.
Vom Organbezug hat ROT eine besndere Verbindung zum Herzen, zur Lunge und zur Muskulatur. Selbst auf psychischer Ebene hat die rote Farbe eine anregende Wirkung - es macht gesprächig. Oft konnte ich erleben, daß Patienten mir gerade während der Bestrahlung der "Ausleitungspunkte" mit dieser Farbe die Schlüsselsätze offenbarten, die mir Ideen gaben für das passende homöopathische Mittel oder genau die Bachblüte, die weitere Blockaden zu lösen im Stande war. Rot ist, zusammengefaßt gesagt, die wärmste Farbe mit der höchsten Energie.
Als sozusagener Kontrapunkt steht ihr das BLAU gegenüber.
Blau ist die Farbe der Ruhe, verkörpert durch das Element von Wasser und Meer, von Himmel und Horizont, assoziativ verbunden mit Weite, mit Unendlichkeit, mit Endlosigkeit, mit dem tiefsten inneren gefühl - "und da ist dann gar nichts mehr" außer.... dem endlosen Horizont oder dem Meer.
Das heißt auch eine unmittelbare Anknüpfung an das Gefühl von Entspannung und Fallenlassen. Die Farbe BLAU zeigt eine besondere Wirkung auf die Hypophyse und auf das gesamte Endokrinum.
Alle entzündlichen sehr hitzigen Krankheiten, die auf keinen Fall mit Wärme in Kontakt kommen dürfen, verlangen eine Bestrahlung mit BLAU. Man setzt es ein bei eitrigen Prozessen, Schmerzen und Blutandrang. BLAU, im Gegensatz zu ROT hat den stärkeren Bezug zum venösen Blutsystem, daher die Wirkung auf Varizen und Hämorrhoiden mit deren Folgeerscheinungen. Wunderbar ist es auch einzusetzen bei klimakterischen Beschwerden, bei depressiven Verstimmungen und bei Schlaflosigkeit. (In diesen Fällen besonders nach Ohrakunpunktur an den wesentlichen vegetativen Punkten). Ganz deutlich ist spürbar, daß bei Bestrahlung oder besser während der Arbeit mit blauer Farbe eine ganz sanfte, ruhige Stimmung im Behandlungszimmer entsteht, daß sich tiefer Frieden über den Raum senkt und Worte meist überflüssig werden.
Als dritte Grundfarbe gilt das GELB
Gelb ist die Farbe der Sonnenkraft, ist eine heiße, aber nicht glühende Farbe (in Abgrenzung zu ROT). Sie verkörpert in erster Linie die aufbauende und kraftspendende Energie. GELB fördert den Säftefluß der Verdauung, regt sowohl den Gallefluß an und stärkt eine enge Beziehung zum Verdauungssystem. Ein weiterer wichtiger Ansatzpunkt für die Behandlung mit GELB ist das Lymphsystem. Dort wirkt es abflußfördernd, somit auch entgiftend.
Gelbe Farbeinwirkung hat die Fähigkeit, chronisch stagnierende Prozesse in akute Phasen zu befördern. Auf mentaler Ebene wirkt die kraftvolle Farbe positiv auf intellektuelle Prozesse, bringt diese in Gang, bringt den Schwung und Ideenreichtum. Sonnengelb macht auch mutig und fröhlich.
entnommen den BERLINER HEILPRAKTIKER NACHRICHTEN
Therapeuten: | Praxis Dr.Hemm |
Praxis A. Noll |