slider start wdr
blockHeaderEditIcon
zurück ...

Ganzheitliche Krebstherapie

Versuch einer Standortbestimmung

Autor: Manfred D. Kuno

Anmerkung: Dieser Beitrag erschien in etwas abgeänderter Form in dem Buch von Prot.Dr.Joachim Hornung: Forschung in der Komplementärmedizin, Zur Notwendig-keit einer methodob-gischen Erneuerung, Schattauer Verlag, Stuttgart 1996

In dieser Form ist er entnommen den"berliner heilpraktiker nachrichten" 1/97

Von Manfred D.Kuno sind derzeit zwei Bücher in Vorbereitung:

  • Krebs in der Naturheilkunde, eine Systematik der ganzheitlichen Krebstherapie
  • Die Sehnsucht nach Leben, Ratgeber für ganzheitliche Krebstherapien

beide im R.Pflaum Verlag, München (siehe auch "Link" zum Pflaum-Verlag in der Rubrik "Marktplatz")

Dieser Beitrag stellt die Grundauffassungen der orthodox-naturwissenschaftlichen Onkologie und der eher auf Erfahrungen beruhenden sogenannten ganzheitlichen Krebstherapie vor. Er bemüht sich zu begründen, warum eine Erweiterung der etablierten Krebsmedizin notwendig ist und auch tatsächlich erfolgversprechend sein könnte.

,,Wir werden unablässig weiterforschen und am Ende all unseres Forschens stehen wir am Ausgangspunkt und erkennen den Ort zum ersten Mal"

aus: John Fowles, Der Magus

Etwa seit der Jahrhundertwende existieren in der Medizin zwei unterschiedliche Auffassungen zur Behandlung maligner Geschwulstkrankheiten. Einerseits die in ihrem therapeutischen Ansatz auf die Beseitigung der malignen Zelle ausgerichtete moderne Hochschulmedizin; die klassischen Wege zu diesem Ziel erscheinen seit jeher unverändert, nämlich operative Intervention, radiologische Techniken, sowie medikamentöse (zytoreduktive) Behandlung. Im Verlauf der letzten Jahrzehnte können hier Veränderungen der jeweiligen Verfahren insofern registriert werden, daß die selektive Wirkung auf die differenzierte Zelle verbessert werden konnte, außerdem wurden (meist medikamentöse) Verfahren zur Minimierung der Behandlungs-Nebenwirkungen eingeführt, so daß zumindest die kurzfristige Verträglichkeit der jeweiligen Therapie für den Patienten verbessert werden konnte. Demgegenüber sind die Langzeitfolgen v.a. der zytostatischen und radiologischen Therapieverfahren noch immer unverändert (z.B. Auslösung von Zweittumoren und andere Erkrankungen aus der immunsuppressiven Wirkung). Die langfristigen Nebenwirkungen aus modernen gentechnologischen Verfahren, wie z.B. die Behandlung mit Stammzellfaktoren wie GMC5F oder mit verschiedenen Zytokinen, sind noch zu jung, um überschaubar zu sein. Erfolge im Sinne einer Verbesserung der Erkrankungs- und Todesfallzahlen durch Krebs in Mitteleuropa konnte die moderne Onkologie jedoch nicht erreichen; Tumorrückbildungen (Toralremissionen) und anhaltende Tumorfreiheit durch die erwähnten Verfahren sind überwiegend auf die malignen Systemerkrankungen (Leukosen und Lymphomerkrankungen) beschränkt. In dem zahlenmäßig größten Problemfeld der Krebserkrankungen, den epithelialen Tumoren, steht ein Durchbruch weiter aus. Vor allem die über Jahrzehnte hinweg mit Enthusiasmus durchgeführte und ständig erweiterte zytostatische Therapie enttäuschte die hohen Erwartungen insbesondere bei den epithelialen, soliden Tumoren:,, Auch heute noch, nach mehreren Dekaden intensiver klinischer Therapieforscnung an zytostatischen Substanzen fehlt für die allermeisten Krebse jegliche Evidenz dafür, daß die mit diesen Substanzen durchgeführte Krebsbehandlung in ihrem Hauptanwendungsbererch, nämlich bei fortgeschrittenen Krankheitsstadien, überhaupt einen günstigen Einfluß auf die Lebenserwartung ausübt", faßt U.ABEL von Deutschen Krebsforschungszentrum Heidelberg seine 1990 publizierte Übersichtsarbeit zusammen (1). Die in vielen Publikationen über lange Zeit hinweg als wirksam und als auf dem neuesten Stand wissenschaftlicher Forschung beruhend postulierte Effektivität der zytostatischen Therapie wird auch in neuesten onkologischen Lehrbüchern sehr zurückhaltend beschrieben:,, Die medikamentöse Therapie maligner Erkrankungen hat (...)leider in den vergangenen Jahren keine durchschlagenden Erfolge gebracht. (...) In manchen Fällen sind gute psychosoziale Betreuung des Patienten und das Ausschöpfen supportiver Behandlungsmöglichkeiten wichtiger, als die auf den Tumor selbst gerichtete medikamentöse Therapie", liest es sich im Vorwort des 1995 vollständig neu überarbeitet herausgegebenen Standartwerkes zur medikamentösen Therapie maligner Erkrankungen von D.HUHN und R.HERRMANN (2).

Demgegenüber existiert eine weitere Systematik der Krebsbehandlung im Rahmen der sogenannten ganzheitlichen Krebstherapie (synonyma: holistische, biologische Krebstherapie, Summationstherapie oder einfach Ertahrungsmedizin), die sich als Ergänzung und Erweiterung der herkömmlichen Onkologie versteht. Ich will versuchen, im folgenden die Standpunkte, die Denkansätze dieser beiden ,,Schulen" darzustellen und die sich hieraus ableitenden und z.T. sehr unterschiedlichen therapeutischen Konsequenzen auszuführen. Meiner Meinung nach bedarf es in der Onkologle dringend einer grundsätzlichen Erweiterung der Behandlung. Eine genaue Analyse der Entwicklung der Krebskrankheit in der deutschen Bevölkerung ist aus verschiedenen Gründen sehr schwierig: eine Untersuchung der Krebsinzidenz existiert lediglich im Saarland und den Bereichen der ehemaligen DDR durch dort sehr gründlich geführte Melderegister für Krebsneuerkrankungen. Ein Vergleich zwischen Krebsinzidenz und Krebsmortalität im gesamten heutigen Bundesgebiet ist aus diesem Grund kaum möglich. Andererseits zeigen die Entwicklungen in der Krebsmortalität in Anbetracht der Entwicklung der Gesamt-Lebenszeit der Bevölkerung einen langsam aber stetig zunehmenden Trend in den krebsbedingten Todesfallzahlen: im Zeitraum von 1952-1981 stieg der Anteil der krebsbedingten Todesfälle im Rahmen der Gesamtmortalität der Bevölkerung der BRD einschl. Westberlin von 15% auf 23% (Männer, bzw. von 17% auf 25% (Frauen) (3>. Im Rahmen einer neueren Untersuchung, die die neuen Bundesländer einbezieht, zeigt sich in dem untersuchten Zeitraum von 1970-1987 eine Zunahme krebsbedingter Todesfälle bei den Männern von gesamt 5% (die Sterberaten in den alten Bundesländern liegen dabei um 10% höher als in den neuen Bundesländern; die Entwicklung bei den Frauen ist vergleichbar (4). Wie auch immer die Ergebnisse statistischer lnzidenz- und Mortalitätskurven interpretiert werden mögen, so läßt doch alleine die Tatsache, daß jährlich etwa 200.000 maligne Neuerkrankungen zu verzeichnen sind, von denen lediglich maximal 20% als potentiell heilbar gelten (5), die dringende Notwendigkeit zu einer grundlegenden Erweiterung des Denk- und Handlungsansatzes bei Krebs erkennen. Dabei existieren inzwischen auch im Bereich der Erfahrungsheilkunde etliche gut geprüfte und als erfolgreich, zumindest als erfolgversprechend einzustufende Verfahren. Um jedoch die aus der Erfahrungsheilkunde abgeleiteten Krebstherapien zu verstehen, bedarf es einer Bereitschaft und Fähigkeit, deren Handlungsgrundlagen zu erfassen.

Die Entstehung der Krebskrankheit

Die Krebskrankheit wird im Rahmen der heutigen modernen Medizin üblicherweise erst erfaßt und diagnostiziert, wenn bei einem Menschen im Rahmen der bildgebenden diagnostischen Verfahren ein Tumorgeschehen verifiziert worden ist. Der normale weh tore Weg ist dann die (meist operative) Entfernung oder zumindest Reduzierung des malignen Gewebes. Hierauf folgt, je nach Tumorart, -lokalisation, -grading und -staging eine weitergehende, häufig systemisch wirksame, mehr oder weniger selektiv auf die malignen Zellen bezogene Behandlung. Daran anschließend wird der Patient im Rahmen eines ,,KrebsNachsorge-Programmes" in bestimmten zeitlichen Intervallen auf das neue Auftreten seiner Krankheit hin untersucht. Diese heute etablierte Behandlung des Krebses basiert auf der Auffassung, daß die Krebskrankheit eine primär lokal-gewebliche Erkrankung darstellt; folgerichtig ist neron klinische Erfaßbarkeit und Behandelbarkeit auch ausschließlich lokal-geweblich ausgerichtet. Die allgemein gültige Auffassung zum Wesen des Krebses ist denn auch heute weiterhin eine auf die Phänomenologie der malignen Zelle ausgerichtete WHO-Definition: ,,Unter Geschwulst (Tumor) wird eine Gewebsvermehrung verstanden, deren Wachstum überschießt, mit dem normalen Gewebe nicht koordiniert ist und auch dann anhält, wenn der auslösende Reiz nicht mehr wirksam ist. ,,(6) Das Grundproblem erscheint mir die Gleichsetzung und Identifizierung des Begriffs der Krebskrankheit mit dem Begriff des (malignen) Tumorzollklons; demnach ist ein Mensch erst dann krebskrank, wenn die klinische Fassbarkeit eines malignen Tumors erreicht ist. Ansätze zur weitergehenden Diagnostik und Behandlung bei Krebs (immunologische, neuroendokrine, psychische und psychosoziale, biochemische und ernährungsphysiologische Ansätze) haben innerhalb der modernen Onkologie, wenn überhaupt, nur einen modellhaften, experimentellen Charakter. Es gilt noch immer die Grundauffassung der Virchow'schen Zellularpathologie des Krebses, nach der die maligne entdifferenzierte Zelle mit ihrem asozialen, aggressiv-invasiven und metastasierenden Verhalten zu beseitigen ist, und nach der die Heilung von Krebs mit der (posttherapeutisch) anhaltenden Freiheit von Tumoren gleichgesetzt wird. Insofern erschöpft sich die moderne Onkologie in einer Art Krisenmanagement, welches durch ein 4-Punkte-Programm gekennzeichnet ist: 1. Tumordiagnose Erfassen der Krebsdiagnose (=Erfassen eines Tumorgeschehens von mindestens 0,5-1,0cm Durchmesser, also mehreren Milliarden Tumorzellen) 2. Tumortherapie Tumorreduktion, im optimalen Fall Tumorentfernung, durch Operation, Strahlen- oder Chemotherapie, und unter Induktion verschiedenster kurz- und langfristiger Nebenwirkungen, bis hin zur Zweittumor-Induktion. 3. Behandlung der Nebenwirkungen Substitution der durch die Therapie eliminierten Substanzen, wie Blut-und Blutersatz, Minerale, Spurenelemente, Hormone, Stammzellfaktoren, Zytokine etc pp.. 4. Wartephase ,,Nachsorge"-Programm, ein zeitlich abgestimmtes Treffen von Onkologen und Patienten zur Kontrolluntersuchung hinsichtlich eines neuerlichen Tumorprozeßes. Im schlechtesten Fall, und dies ist ein häufiger Fall, tritt wieder Punkt 1. in Kraft.

Die erste bösartige Zelle

Als Ursache der Krebsbildung wir0 in der etablierten Medizin eine (durch Carzinogene verursachte und Promotoren angeheizte) DNA-Störung einer Initialzelle behauptet (6). Eine Re-differenzierung des maligne entarteten Zellklons wird für nicht möglich gehalten, so daß sich (folgerichtig) eine_tumorzell-reduktive Therapie als notwendig ableitet. Lokal-gewebliche unc systemische Störungen des geweblichen Metabolismus wie die krebstypische metabolische Gewebsazidose (7), Irritationen im Mineral- und Spurenelemente-Haushalt (8), immunologische Auffälligkeiten (9,10,11,12 etc., werden als Folge des progredienten Tumorgeschehens gesehen und erscheinen nicht primär als behandlungsbedürftig. Lediglich im Bereich der Psychoneuroimmunologie kann in den letzten ca. 15 Jahren Bewegung registriert werden. Stellte bislang im etablierten onkologischen Rahmen das psychosoziale Spannungsfeld des Betroffenen auch ein nebensächliches Folgeproblem der Tumordiagnose dar, so wird heute zunehmend zu den Zusammenhängen zwischen Lebensgewohnheiten, Befindlichkeiten, Persönlichkeitsstrukturen und der Gefährdung in Richtung Krebs geforscht. Stellt man allerdings die personellen und finanziellen Forschungsvolumina der Bereiche Psychoneuroimmunologie und beispielsweise Chemotherapie gegenüber, so ist klar, wo die Schwerpunkte der modernen Krebstherapie auch weiter liegen werden: in der Behandlung der Tumorzelle und in der Behandlung des erkrankten Menschen.

Hier findet sich einer der wesentlichen Unterschiede in den Auffassungen der beiden Schulen. Nach Ansicht der ganzheitlichen Krebsmedizin, deren älteste und namhafteste Vertreter seit den 50er Jahren eine grundlegende Erweiterung der Krebsmedizin einfordern, ist die zelluläre Entgleisung erst die Folge eines über lange Jahre vorher bestehenden, vielschichtigen Erkrankungsprozeßes. RECKEWEG schrieb bereits 1958 zu den Grundfragen der der Entstehung von Krankheiten: ,,Die Homotoxinlehre geht von der grundlegenden Tatsache aus, daß alle Lebensvorgänge durch die Umsetzung chemisch faßbarer Wirkstoffe bedingt werden... Nach der Homotoxinlehre sind alle jene Vorgänge, Zustandsbilder und Erscheinungen, die wir als Krankheiten bezeichnen, lediglich der Ausdruck dessen, daß der Körper mit Giften kämpft und daß er diese Gifte unschädlich machen und ausscheiden will. Dabei gewinnt der Körper, oder aber er verliert den Kampf. Stets aber handelt es sich bei jenen Vorgängen um biologische, d.h. naturgerechte Zweckmäßigkeitsvorgänge, die der Giftabwehr und Entgiftung dienen (13) RECKEWEG, der als Arzt und Homöopath die Grundlagen für ein sehr differenziertes homöopathisches Denk- und Handlungskonzept schuf, stellt das, was wir als Krankheiten bezeichnen, als einen Ausdruck der Abwehr des Körpers gegen Noxen, gegen endogene und exogene Reize dar. Ganz ähnliche Auffassungen vertreten HEINE (14) und SCHLITTER (15), die in sehr ausgedehnten Grundlagenforschungen die alten Hypothesen von PERGER (16), PISCHINGER (17) und RICKER (18) zu untermauern suchen. Dementsprechend stellt sich der Mensch als ein Individuum dar, welches beständigen Reizen verschiedenster Art ausgesetzt und sich an die jeweilige Umgebung zu adaptieren versucht, ohne zu erkranken. Das zentrale Problemfeld, welches je nach Intensität der erfahrenen Störung eine maligne Zelltranformation zu initiieren vermag, ist nach deren Sicht die extrazelluläre Matrix, ein in der universitären Ausbildung längst ,,vergessenes" maschenartiges, nutritives Netz, welches die Zellen umgibt. Diese Matrix stellt ein in seiner Dimension immens unterschätztes bioreaktives System dar, welches lebenslang bemüht ist, störende, toxische, und insgesamt die Zelle schädigende Einflüsse zu kompensieren. Erst nach einer mehrstufigen, zunehmenden Zerstörung der Matrix kommt es (nachfolgend !) zu einer auch die DNA der Zelle beeinträchtigenden mutativen Veränderung und zu einem entdifferenzierenden Stimulus. Im Rahmen dieser Annahme einer dreistufigen Reizkarzinogenese werden nach SCHLITTER drei Reaktionsphasen durchlaufen, deren zentrale Drehscheiben das vegetative Nervensystem und eben die extrazelluläre Matrix darstellen: ,,Nach Ricker führt jeder periphere Reiz über das Nervensystem zu einer Änderung der Strombahn, die von der Reizgröße abhängt. Struck (...) und Horstmann (...) bestätigten die Beobachtungen Rikkers und konnten die nach lokaler Gewebsreizung lokalisierten Gefäßveränderungen durch Ausschaltung des Gefäßnervensystems unterdrücken. ,,(15) In der Folge kommt es nach dieser Auffassung zu einer dreistufigen Reaktion auf Reize; im ersten Stadium reagiert der Organismus mit einer verstärkten regenerativen Proliferation im Bereich des Epethel- und Bindegewebes. Wird der Reiz unterbrochen, setzt eine vollständige Regeneration ein, die ohne Folgen bleibt. Im zweiten Stadium (bei Fortsetzung des Reizes) setzt eine lokale Hyper-Regeneration ein, wobei es zu einer Invasion von Epithelzellen in das Bindegewebe mit Bildung von Fibroepitheliomen kommt. Die Basalmembran bleibt hierbei intakt und nach Abbruch der Reizwirkung kommt es auch hier noch zu einer vollständigen Regeneration. Erst im dritten Stadium kommt es unter einer Art Streßkumulation zu einer irreversiblen Störung mit Auflösung der Basalmembranen. Dabei ist eine hohe biochemische Aktivität in der Matrix zu beobachten (Katecholeminausschüttung, Hemmung der HyluronidaseAktivität und lokale Immunsuppression). Die Folge dieser anhaltenden Hyperreaktivität von Vegetativum und Matrix ist eine anhaltende und irreversible Regulationsstarre, sowie vie ein Differerenzierungsverlust der von der Matrix in ihrer Entwicklung abhängigen Epithelzellen. Erst jetzt, nach Ablauf einer langen und intensiven Reaktionskaskade also, kommt es zu einem parasitären und invasiv proliferierenden Verhalten des epithelialen Gewebes. Interessant dabei ist, daß chronische Reize unabhängig von ihrer Natur zu diesem Reiz-Additionsphänomen führen können (19). Entscheidend ist nicht die Art des Reizes, sondern die Intensität und die Anzahl, entsprechend einem Überschneidungsmechanismus. Hier liegt die Übereinstimmung verschiedener Hypothesen zur Kanzerogenese: ob es sich um cancerogene Noxen, elektrophysikalsche Reize wie elektromagnetische Felder EMF, thermische, radiogene, biochemische, psychoneuroendokrine, immunologische, mikrobielle oder virale Reize handelt, erscheint nebensächlich. Erst die Kumulation der Reize über eine intensive Reaktionskaskade (die in ihrem Ablauf zunächst noch regenerationstähig ist) führt letztlich zu einer zellulären Entdifferenzierung der Epithelzelle und damit zur Initiation eines Tumorzellklons. Dies ist für die klinische Onkologie deshalb so bedeutsam, weil sich aus dem Gesagten erhebliche Konsequenzen für eine präventive Krebsmedizin, wie auch für eine ihrem Namen genügende Krebs-Früherkennung ergeben. Und nicht nur das: im Gegensatz zur Auffassung der orthodoxen Krebsmedizin ist selbst beim Vorhandensein eines malignen Tumors eine Redifferenzierung möglich, wie sie z.B. in der Behandlung von Tumoren mit Auszügen aus der Mistelpflanze vielfach nachgewiesen wurde (20). Ein maligner Tumorzellklon ist also durchaus in der Lage, sich wieder in Richtung Normalzelle zu verändern. H.E.SCHLITTER führt in diesem Zusammenhang aus: ,,Wie Schober bewie sen hat, kann (...) der karzinogene Effekt nicht auf einer besonderen ,zellulären Information' des Karzinogens beruhen, wie dies die heute vorherrschende zellulistische Karzinogenese nicht zuletzt unter dem Einfluß der Genetiker und überkommener vorgefaßter Meinungen vertritt, sondern wirkt gesetzmäßig organismisch über das zunehmende Versagen des dreifach gestaffelten Gewebewiderstandes im vegetativ organisierten mesenchymalen Regenerationsfeld. Perger hat wie Schober im Stadium der vegetativen Regulationsstarre auch den Zusammenbruch der unspezifischen immunbiologischen Resistenz des Grundsystems mit extrem abgesunkener, nicht mehr meßbarer Reizschwelle nachgewiesen. (...),, SCHLITTER schlußfolgert:" Diese Tatsachen beweisen, daß Krebszellen ihre Differenzierungspotenz behalten und deshalb entgegen der Ansicht der Genetiker niemals somatisch mutiert gewesen sein können. Somit muß auch die neuerliche Annahme der Bedeutung sog. Onkogene für eine zellulistische Karzinogenese unter Ausklammerung entscheidender Funktionen des Grundsystems und des gesamten Organismus als unwissenschaftliche Fiktion verworfen werden."(21)

Was bedeutet all dies für Praxis und Klinik?

Zunächst mögen die obigen Ausführungen als ein Fachgeplänkel zwischen Wissenschaftlern erscheinen, die sich nicht einigen können, ob denn nun zuerst die DNA-Mutation oder die Störung der Matrix einsetzt, bevor eine maligne Entartung in Gang gesetzt wird. Tatsächlich aber erweisen sich diese unterschiedlichen Auffassungen in ihrer Auswirkung als bedeutsam, da einerseits (ausgehend von einer irreversibel durch ein Onkogen initiierten somatischen Zellmutation) die therapeutischen Konsequenzen fatalist1sch sein müssen. In diesem Denkrahmen ist die Vernichtung der entarteten Zelle ein unbedingtes Erfordernis und zu diesem Ziel werden erhebliche Nebenwirkungen in Kauf genommen. Der Patient findet sich in einem tatsächlichen Krisenmanagement wieder, welches in seinem Handlungsrahmen eine enorme Zahl von pathogenen Reizen hervorruft <psychischer Streß und toxische Therapie). Sofern diese Therapie dogmatisch und isoliert (also ohne sinnvolle Begleitung und Nachbehandlung von ganzheitlicher Seite) durch geführt wird, ist die Rezidiv- und Metastasenbildüng, die Erkrankung an den Nebenwirkungen, bis hin zu iatrogen initiierten Zweittumoren, zwangsläufig. Eine sinnvolle, umfassende und in ganzheitlichem Rahmen abgesteckte Behandlung Krebskranker erfordert einerseits fraglos ein Maximum an tumorzellreduktiver, tumorhemmender und zelldifferenzierenden Therapiemaßnahmen; gleichzeitig aber ein Minimum an pathogenen Reizen, seien dies nun Reize toxischer Art (latrogene Schäden, oder über psychischer Art (Streß). Es bedarf einer sehr engen Abwägung der zu erwartenden tumorspezifischen (--zytoreduktiven) Erfolge gegenüber den abzusehenden iatrogenen Nebenwirkungen, und im Zweifelsfall muß dem behandelnden Onkologen (wie auch dem Patienten) ein weiter bestehendes Tumorgeschehen, was enger klinischer Beobachtung und intensiver immunbiologischer Therapien unterzogen wird, zugemutet werden. Das zentrale Problem stellt in diesem Rahmen auch nicht der Primärtumor dar, sondern die Tatsache, daß in den meisten Fällen zum Zeitpunkt der Diagnosestellung bereits eine lokale oder viscerale Fernmetastasierung erfolgt ist, und dies bedeutet, daß lokalistische (operative und Strahlentherapie) Therapie bereits keinen kurativen Ansatz mehr verfolgen kann (22). Es bedarf also in den allermeisten Fällen a priori einer systemischen Behandlung, die all die vorgenannten Kausalketten in der Entstehung und im Ablauf einer Krebserkrankung berücksichtigt.

Wie ist der optimale Ablauf einer Krebsbehandlung zu gestalten?

Zweifelsfrei gehört der Chirurgie der Vorrang gegenüber allen anderen zytoreduktiven Maßnahmen: ist ein Primärtumor operabel, sollte die (somatische und psychische) Befreiung des erkrankten Organismus vom Tumor auch durchgeführt werden. Bereits hier, also zum Zeitpunkt der Diagnosestellung, ist jedoch fragwürdig, ob die allgemein an den Tag gelegte Eile von Nöten ist. In den meisten Fällen, erscheint es zweckmäßig, den Erkrankten präoperativ einer kurzen (ca. 2wöchigen) Vorbehandlung zu unterziehen, die ihm einerseits eine Hilfestellung im Umgang mit der Diagnosesstellung gibt (Krisenintervention), andererseits auf der somatischen Ebene die intraoperative Metastasierungsgefahr minimieren hilft (beispielsweise kurze Vorbehandlung durch intravenöse Applikation von Mistelpräparaten).(23) Auch sollte die ganzheitlich orientierte Anamneseerhebung sinnvollerweise vor Beginn der intensiven klinischen Maßnahmen erfolgen: psychologische Exploration und ggf. homöopathische Anamnese spiegeln präoperativ (also noch in Anwesenheit des Tumorgeschehens) realistischer die später behandlungsbedürftigen Strukturen wieder. Auch die Bestimmung der immunologischen Situation durch Erhebung eines detaillierten Immunstatus sollte vor der Primärtheraple durchgeführt werden, da nur zu diesem Zeitpunkt aus den immunologischen Parametern die Situation erhoben werden kann, die das progrediente Tumorgeschehen zugelassen hat. Die vorliegenden immunbiologischen Daten bestimmen dann sehr indiviouell die therapeutische Vorgehensweise nach der operativen ersten Tumortherapie. (24) Nach erfolgter Tumorentfernung (oder Tumorreduktion) sollte ein gut abgestimmtes und undogmatisch-interdisziplinäres Nachbehandlungskonzept einsetzen. So sollte eine eventuell notwendige postoperative Strablentherapie oder eine (keinesfalls unter rein ,,präventiven" Gesichtspunkten heraus) notwendige Behandlung mit Zytostatika eng mit individuell abgestimmten Maßnahmen aus der sog. Komplementärmedizin verbunden sein. Die therapeutische Zielbestimmung erfolgt immer unter kurativen Gesichtspunkten; dies erscheint nicht nur aus psychologischen Gründen sinnvoll, es soll gewährleisten, daß alle sinnvollen und denkbaren Maßnahmen ergriffen werden, die dem erkrankten Organismus zu einer Regeneration seiner immunologischen, vegetativen, biochemischen, psychischen und energetischen Mechanismen verhilft. Hierbei sind einige Verfahren zu erwähnen, die für sich selbst zwar den Anspruch auf eine ganzheitliche Wirkung im Rahmen der Krebstherapie beanspruchen, die aber aus Gründen demonstrierten Dogmatismus oder Isolationismus heraus, oder aber einfach aufgrund meiner eigenen Erfahrung aus fünfzehn Jahren Arbeit in diesem Bereich als unsinnig oder gefährlich einzustufen sind. Hierzu gehören isolationistische Psychotherapieverfahren, die jede weitere Therapie als ,,störend" ablehnen (Beispiel ,,Konfliktolyse" nach HAMER), oder auch verschiedene reduktionistische Diätformen, wie beispielsweise das rigide mehrwöchige Saftfasten nach BREUSS. Sinnvoll ist eine ausgewogene Kombination (angelehnt und orientiert an die jeweilige individuelle Lebens- und Erkrankungsvorgeschichte des Betroffenen), die in ihren Einzelheiten andernorts bereits ausführlich beschrieben und begründet wurde (12,20,23,26): 1. Tumorreduktiver Therapie (Operation, Strahlentherapie, Misteltherapie) 2. Immunbiologische Behandlungen (Mistelpräparate und andere Phytotherapeutika, Organpräparate, mikrobielle lmmunstimulanzien, Enzyme) 3. Biochemisch-metabolische Therapie (ausgewogene Vollwerternährung, Bio-Katalysatoren nach RECKEWEG, Orthomolekularmedizin, Sauerstoffgaben) 4. Psychotherapie (Gesprächs-, Gestalt-, Verhaltenstherapie, NLP Visualisierung, Traum- und Trancearbeit) 5. Energetisch balancierende und spirituelle Ansätze (Bioenergetik, Biofeedback, Homöopathie, re-ligio durch Gebet und Meditation, Yoga, Zen-Praktiken etc.).

Zusammenfassend kann in der Onkologie ein zunehmender Trend zur Anwendung sogenannter komplementärer Verfahren beobachtet wer den. Ob dieser Trend in einem subjektiven Bedürfnis der Betroffenen begründet ist, die im Rahmen von Betroffenengruppen (Selbsthilfe) zunehmend die Anwendung solcher Verfahren einfordern, oder ob der Grund in einer zunehmenden Belegbarkeit deren Wirksamkeit zu suchen ist, erscheint sekundär. Immerhin kann registriert werden, daß auch in den modernen Standardwerten der klinischen Onkologie zunehmend Raum für solche Verfahren ist, so beispielsweise für Verfahren der Hyperthermie, der photodynamischen Therapie und der Behandlung mit Vitamin A und seinen Derivaten (25), die noch vor Jahren unter der Überschrift: Krebsmedikamente mit fraglicher Wirksamkeit disqualifiziert wurden. Eine ähnliche Entwicklung ist in der Anwendung der proteolytischen Enzyme, sowie in der Applikation von Auszügen aus der Mistelpflanze zu verfolgen. Für Letzteres liegen inzwischen über 1100 Publikationen inklusive 44 klinischen Studien mit über 10.000 untersuchten Patienten vor. (26)

Möglicherweise spiegelt dieser Trend aber auch eine Entwicklung wieder, die die Grenzen des naturwissenschaftlich Machbaren aufzeigt. Ein Trend, der sich von mental-dialektischen Wissen weg, zu einem stärkeren sensorischen Erfahren hin bewegt; im Idealfall könnte daraus auch und gerade in der Onkologie eine gute Balance von Naturwissenschaft und Erfabrungsheilkunde entstehen. In der Krebsforschung kann eine solche Entwicklung beobachtet werden: zunehmend spielen hier Immunstimulanzien und Immunmodulatoren eine Rolle, eine Tatsache, die vor rund zwanzig Jahren noch undenkbar gewesen wäre; problematisch erscheint mir dabei aber, daß bis heute in der Erforschung 0er Tumor-Wirts-lnteraktion das erklärte Ziel die Vernichtung des malignen Zellklons ist. Es wäre fatal, wenn die Perspektiven eröffnende Tumorimmunologie letztlich zu einer neuen Art der zytostatischen Behandlung verkümmern würde.

Literatur beim Verfasser: Manfred Kuno, Berlin oder in den oben aufgeführten Fachbüchern.

Manfred Kuno
Peter-Strasser-Weg 35
12101 Berlin
Tel. 785 71 51
Fax. 785 82 12

 





adresse munc
blockHeaderEditIcon

TCM Praxis Noll
Corneliusstr.6, 80469 München
Tel.: 089-55027722
Email: info@praxis-noll.de

adresse berlin
blockHeaderEditIcon

TCM Praxis Noll
Karlsruher Str. 7a/8, 10711 Berlin
Tel. 030-8312344
Email: info@praxis-noll.de

 

quick-navi
blockHeaderEditIcon
Benutzername:
User-Login
Ihr E-Mail

Wir setzen Cookies auf dieser Website ein. Diese Cookies speichern Informationen auf Ihrem Computer oder Ihrem mobilen Gerät, die Ihr Online-Erlebnis verbessern sollen. Cookies sind kleine Textdateien, die Ihnen ermöglichen schnell und gezielt zu navigieren. Cookies speichern Ihre Präferenzen und geben uns einen Einblick in die Nutzung unserer Website. Google Analytics-Cookies speichern auch Marketinginformationen. Mit dem Klick auf das Cookie akzeptieren Sie dieses. Durch speichern der Einstellungen stimmen Sie der Verwendung von Cookies in Übereinstimmung mit Ihren Präferenzen (sofern angegeben) durch uns zu.

Mehr Infos

*