Dr. Hu´s Konzept der mental-geistig bedingten Erkrankungen

Qing : Gefühle, Empfindungen zhi: wie sich etwas im Körper auswirkt

Einteilung der geistig-mental bedingten Erkrankungen

a.) Jing shen ( steht für mental bedingte Erkrankungen, Shen beherrscht nicht die 5 Seelen)

b.) Qing zhi ( Ausdruck der Emotionen, steht für geistige Verwirrungszustände, wie z.B. Schizophrenie)

Oft treten beide Kategorien kombiniert auf. Erkrankungen dieser Art sind sehr häufig und bei uns noch viel weiter verbreitet als in China.

Konzept der Entstehung

Wenn Gefühle zu lange andauern und sich ansammeln, fließen sie über, verletzen das Qi und beeinträchtigen seinen Fluß. Wenn die sieben Emotionen in Unordnung geraten, werden auch die fünf Seelen in Mitleidenschaft gezogen.

Folgende klinische Manifestationen sind möglich · Coma · Halluzinationen · Delirium · verwirrte Sprache · Reizbarkeit · Depression (in China wird dieses Wort nicht benutzt; dort heißt es, daß die Leute nicht reden) · manische Psychosen · Schlaflosigkeit, Schlafstörungen · Vergeßlichkeit · Demenz · Schläfrigkeit · übergroße Ängstlichkeit u. Schüchternheit die Leute können nicht das tun, was sie eigentlich wollen; sie können nicht schlafen, nicht weinen, nicht lachen, sich nicht ausdrücken. Das Ganze hat etwas Zwanghaftes an sich.

Mental-psychische Manifestationen

· kein Interesse am eigenen Leben · keine Zukunft haben/sehen · nicht mehr viel Leben vor sich haben · viel Grübeln über die schlechten Dinge im Leben · ihnen ist alles egal; sie haben nicht einmal mehr Interesse auf die · Toilette zu gehen · sie sind so enttäuscht von sich, daß sie ihre eigenen Fehler überbewerten · und sich noch mehr runterziehen · Suizidgedanken · murmelnde Selbstgespräche

Diese Symptome beinhalten Psychosen im Sinne der westlichen Medizin. Diese Erkrankungen können jeden in jedem Alter ereilen, jedoch kommen sie bei älteren Leuten noch häufiger vor und äußern sich dann in Sorgen, Kummer, Unglücklichsein und Depressionen. Abgesehen von den schon beschriebenen Symptomen können sich geistig-mentale Erkrankungen bei Schmerzpatienten auch im Bi-Syndrom äussern.

Der Begriff des Geistes in der TCM

Die Vorstellung des Geistes war vor einigen 1000 Jahren die eines unsichtbaren Körpers, einer Seele, die den toten Körper verließ und umherirrend weiterlebte. Seit dem Nei-Jing heißt es in der TCM, daß es keine Geister mehr gibt. Die diesbezügliche Theorie der TCM basiert auf der Vorstellung, daß alle merkwürdigen Emotionen und geistigen Verwirrungen nicht von den Toten stammen, sondern aus einem selbst heraus entstehen. Die TCM leiht sich den Begriff des Geistes also nur aus, um unlogisches, irrationales Verhalten zu erklären. Gesunde Menschen verhalten sich nicht irrational und unlogisch. Der Begriff des Geistes wird im Klinischen Sinne nur für drastische Fälle verwendet. Geisterpunkte haben den Effekt, psychische und mentale Probleme zu heilen.

Die insgesamt 17 Geisterpunkte stammen alle aus den Klassikern und sind folgende: Du Mai 16, 23, 24, 26, Ren Mai 1, 24, Lu11, Di 11, Mi 1, Pe 5, 7, Ma 6, 17, Gb 34, Le 2, Bl 62 und der Extrapunkt unter der Zunge zwischen den beiden Zungenvenen. Alle diese Punkte k–nnen genadelt und gemoxt werden, solange man das Gefühl hat, daß hinter der sichtbaren Erkrankung psychologische Probleme stecken. Wenn man differentialdiagnostisch abgeklärt hat, welche der zwölf Meridiane von den Geistern befallen sind, k–nnen die Geisterpunkte auch meridian-spezifisch benutzt werden. Ma 6 wird von Dr. Hu sehr oft benutzt, da er ein Geistpunkt auf der Magenleitbahn ist (ist ja logisch) und somit den Magen stimuliert, was sehr wichtig ist . Sobald Schlafstörungen dabei sind, bevorzugt Dr. Hu Bl 62. beide Punkte können die Geister entfliehen lassen und die entsprechenden Meridiane stimulieren. Auch Pe 5 und Pe 7 werden von Dr. Hu oft benutzt, da beide das Herz und den Shen erreichen. Herz und Shen wiederum kontrollieren alle anderen Emotionen. Ren1 und Ma 17 kommen nicht oft zur Anwendung, da sie sehr schmerzempfindlich und ungünstig lokalisiert sind. Da die meisten Erkrankungen sowohl körperlich als auch geistig bedingt sind, kommen Körperpunkte und ein bis zwei Geisterpunkte zusammen zur Anwendung. bei rein geistigen Erkrankungen ist auch die Verwendung von mehr als zwei Geistpunkten auf einmal möglich.

Wu Xin Zhen

Auch genannt die fünf Zentren-Nadelung oder die Fünf-Herzen-Therapie.

Diese Methode wird angewendet bei schweren Schizophrenien und manischen Depressionen, wenn der Körper dabei auch gleichzeitig sehr stark ist. Es werden genadelt: Ni 1als Beginn der Energie, Du 20 und Pe 8, Du und Pe beidseitig. Die optimale Behandlung bestünde in einer gleichzeitigen Nadelung aller fünf Punkte auf einmal durch fünf Personen. Die Nadelung kann aber unter Beachtung der folgenden Reihenfolgen auch von einer Person durchgeführt werden. bei Leere-Typen: zuerst Ni1 beidseitig tonisierend, dann Pe 8 und Du 20 neutral nadeln. bei Fülle-Typen: zuerst Du 20 sedieren, anschließend Pe 8 sedieren und zum Schluß Ni 1 tonisieren.

Si Guan Xue/die vier Tore Genadelt werden Di 4 und Le 3 jeweils beidseitig. Die optimale Nadelung wird von vier Leuten gleichzeitig ausgeführt. Stehen keine vier Personen zur Verfügung, so werden erst die beiden Dickdarm -, dann die beiden Leber-Punkte genadelt. bei Frauen wird rechts begonnen, bei Männern links. Bei Fülle werden die vier Yuan-Punkte sediert, bei Leere tonisiert. Diese Kombination holt geistig-mentale Probleme ins Bewußtsein.

Die Geister weinen lassen

Diese Methode zielt darauf ab, die Geister aus ihren Löchern zu vertreiben.

Benutzt werden beidseitig Lu 11 und Mi 1. Diese Punkte k–nnen genadelt oder in Ausnahmefällen (nur bei Leere-Kälte) gemoxt werden. Normalerweise führen psychische Störungen zu einem Qi-Stau, der sich dann zu einer Hitze entwickelt. Fürs Moxen werden die Hände an den Daumen und die Füße an den großen Zehen zusammengehalten. Auf beiden Nagelfalzwinkeln zusammen werden dann 3-5 Moxakugeln abgebrannt.

Behandlung des 2. Astes der Blasenleitbahn

Hierbei wird von Bl 41 bis Bl 53 ein breiter Streifen auf dem äußeren Ast bearbeitet. Dies sollte gefühlvoll und mit lockerem Gelenk geschehen. Als Methode stehen zur Auswahl das Pflaumenblütenhämmerchen, die Münz-Massage auf geölter Haut für Leute, denen der Hammer zu heftig ist, die Moxa-Zigarre für Leute, denen auch die Münz-Massage zu weh tut. Hierbei wird ein Blatt Papier auf den Rücken gelegt und der Blasenast mit der Zigarre langsam betupft. Achtung! Auch hier darf das Moxen nur bei Leere-Kälte angewendet werden.

Die hier vorgestellten Methoden benutzt Dr. Hu am häufigsten, um geistig-psychisch-mentale Probleme zu behandeln. Die einzelnen Methoden können jeweils abwechselnd angewendet werden. Auch bei der Behandlung dieser Erkrankungen sollte die Wurzel des Geschehens nicht aus dem Auge verloren werden und zusätzlich zu den jeweiligen Geisterpunkten immer behandelt werden. Wenn möglich, sollte man außerdem einen Psychologen zu Rate ziehen.

Skript aus dem Praxisseminar 1996 mit Frau Prof.Dr.Hu Lingxiang, Chengdu University of TCM

an SHOU ZHONG, Ausbildungszentrum Ost für Klassische Akupunktur und TCM

• Zusammengefaßt von: Andrea Gohlke, Kurs V