GUAJAK EIN ALTES UND NEUES HEILMITTEL
von Arne Krüger
In der Rheumabehandlung bekommt ein altes Heilmittel eine immer größere Bedeutung, da die „klassische" schulmedizinische Therapie oftmals an ihre Grenzen in Bezug auf die therapeutische Wirkung und auch in Bezug auf die Verträglichkeit für Leber und Nieren stößt.
Guajakholz - das alte "Allheilmittel"
Der Guajakbaum, dessen Holz zu Heilzwecken verwendet wird, gehört zu den in den Tropen und Subtropen verbreiteten Jochblattgewächsen (Zygophyllaceae). Heimisch ist er auf den Antillen und Bahamas, in Guayana, Kolumbien, Panama und Venezuela. Der immergrüne, bis 13 m hohe Baum trägt an kurzen Stielen lederartige Blätter und blüht mit blaß-blauen Dolden. Man gebraucht das getrocknete, grünlich- bis dunkelbraune Kernholz und das gelblich-weiße Splintholz von "Guajecum officinale L." und "Guajacum sanctum L."
Bei den Indios in Mittel- und Südamerika wurde Guajakholz seit langem volksheilkundlich genutzt. Anfang des 16. Jahrhunderts gelangte es nach Spanien und von dort aus in das übrige Europa. Zunächst wurde das Guajakholz als "Lignum sanctum" (Heiligenholz) vor allem gegen die "Franzosenkrankheit" Syphilis eingesetzt, was ihr den volkstümlichen Beinamen "Franzosenholz" einbrachte. Später gebrauchte man Guajakholz als "Pockenholz" unter anderem bei Hautleiden. Im Laufe der Zeit entwickelte es sich zu einer Art "Allheilmittel", das vor allem noch bei Rheumatismus, Gelenkentzündungen, Asthma, Tuberkulose und Malaria verabreicht wurde.
Das sehr harte Tropenholz, das schwerer als Wasser ist, enthält als Hauptwirkstoff das Guajakharz, das in unregelmäßigen Jahresringen ähnelnden Zonen im Holz eingelagert ist. Kernholz enthält bis zu 25% Harz, Splintholz nur 2-3%. Dieses Harz setzt sich aus verschiedenen Säuren ( Guajaretsäure ), Lignanen ( Furoguajacin ), Saphonine und ätherischen Ölen zusammen, die für die therapeutische Wirkung entscheidend sind. Das Harz wird bei Temperaturen von 90° C flüssig und wird entweder aus dem Holz rausgeschmolzen oder durch das Auskochen mit Salzwasser gewonnen. Das Guajakharz wirkt leicht abführend und schwach harntreibend.
Antirheumatische Wirkung
In der naturheilkundlichen Anwendung ist die Rheumatherapie beim Guajakholz die größte Bedeutung. Ernstere Nebenwirkungen werden nicht beobachtet, aber die Wirkung tritt oft erst nach geraumer Zeit spürbar ein. In der Situation, in der viele Rheumapatienten ihre schulmedizinischen Medikamente nicht mehr vertragen oder diese nicht genug wirken, muss jedes neue natürliche Rheumamittel, das baldige gute Wirkung verspricht, als Fortschritt erscheinen. Das wieder entdeckte Guajakholz scheint nach bisheriger Erfahrung zu den Naturheilmitteln zu gehören, von denen man eine verbesserte naturmedizinische Rheumatherapie erwartet.
Rheumatische Entzündungen werden nach heutigem Kenntnisstand durch mehrere körpereigene Stoffe aufrechterhalten. Bekannt sind vor allem die folgenden Kankheitsfaktoren:
Der Tumor-Nekrose-Faktor (kurz TNF-alpha), ein von Abwehrzellen des Körpers gebildetes Zytokin, das in den Zellen als Mediator (Vermittler) zur Aktivierung der Zellen beiträgt. Unter anderem beeinflußt TNF-alpha den Eiweiß- und Fettstoffwechsel, die Blut- und Gefäßbildung, Entzündungen und andere Immunreaktionen sowie die Wundheilung; außerdem kann es Tumorzellen hemmen oder vernichten, was vielleicht einmal zur Krebstherapie genutzt wird.
Die Interleukine (kurz IL), die von weißen Blutkörperchen abgegeben werden und die Reaktionen des Immunsystems regulieren sind ein weiterer Faktor. Beim Rheumatismus sind IL-1 und IL-8 von Bedeutung. Interleukin 1 wird von vielen Zellarten gebildet und wirkt unter anderem bei entzündlichen Vorgängen mit. Interleukin 8 entsteht unter dem Einfluss von IL-1 oder des Tumor-Nekrose-Faktors und spielt ebenfalls eine Rolle bei der Unterhaltung von Entzündungen.
Schließlich findet man noch die Leukotriene, die mit Hilfe des Enzyms Lipoxygenase aus der Arachidonsäure gebildet werden. Zunächst entsteht Leukotrien A, daraus Leukotrien B und C. Die Leukotriene gelten als stark wirksame Mediatoren entzündlicher und allergischer Reaktionen, die durch ihre "Vermittlung" auftreten. Dabei bestehen Wechselwirkungen mit den Interleukinen. Unter anderem erhöhten die Leukotriene die Durchlässigkeit der Gefäßwände, so dass entzündliche Schwellungen entstehen.
Die antirheumatische Wirkung von Guajakholz erklärt sich vor allem aus den Bestandteilen Guajakol und Guajaretsäure im Harz des Baumes. Diese beiden Wirkstoffe sind offensichtlich in der Lage, das Enzym Lipoxygenase zu hemmen. Das behindert dann die Bildung von Leukotrienen im Arachidonsäure-Stoffwechsel. Darüber hinaus wirkt Guajaretsäure noch auf andere Weise gegen Entzündungen und Schmerzen. Daraus lässt sich die ausgeprägte entzündungshemmende und schmerzlindernde Wirkung des Guajakholzes bei rheumatischen Erkrankungen erklären.
Die Kommission E des ehemaligen Bundesgesundheitsamtes, die für die Bewertung pflanzlicher Heilmittel zuständig ist, legte bereits 1987 eine günstige Monographie zum Guajakholz vor. Mittlerweile steht es in Form von Tropfen, Filmtabletten und als Salbe zur ergänzenden äußerlichen Behandlung zur Verfügung. Als Heilanzeigen werden rheumatische Erkrankungen angegeben, wobei Guajakholz entweder als Alternative zu anderen Antirheumatika oder zur unterstützenden Behandlung angezeigt ist.
Homöopathie
In der Homöopathie ist Guajacum officinale ein bewährtes Mittel bei Schmerzen im Bewegungsapparat, besonders bei Gelenkschmerzen. Auch geschwollene Gelenke, reißende Schmerzen und Stechen in den Gelenken ist zu finden.
Literatur
Braun, H. / Frohne, D. : Heilpflanzenlexikon, G.Fischer-Verlag, 6. Aufl. 1994, Stuttgart
Hänsel, R. et al : Pharmakognosie – Phytopharmazie, Springer-Verlag, 6. Aufl.1999, Berlin
Leibold, G. : Guajak-Holz, Natur & Heilen, 05 / 2000
Madaus, G. : Lehrbuch der Biologischen Heilmittel, Mediamed-Verlag, nachdruck 1989, Ravensburg
Seideneder, A. : Mitteldetails der homöopathischen Arzneimittel, Similimum-Verlag, 1. Aufl. 1998, Ruppichteroth