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Pflanzen - Heilkunst

Ein symbolischer Strauß aus meinem Garten - Heilpflanzen bei denen sich das Schöne mit dem Nützlichen verbindet

 
von Edeltraud Tauber


Ein schöner Garten ist nicht nur eine Ansammlung von Pflanzen, es ist vielmehr eine beglückende Erweiterung unseres Lebensraumes, eine Oase für Seele und Geist.

Diese friedliche Welt lässt uns das bunte Spiel der Jahreszeiten erleben, mit all der Vergänglichkeit, die diese Zeit so kostbar für uns macht. Da spüren wir auch, wie liebevoll wir Menschen eingebettet sind, in diese Natur, die wir uns mit den Pflanzen und Tieren teilen. Die Pflanzen zeigen uns wie wundervoll sich die Natur in Form, Duft und Farbe ausdrücken kann.

Doch dieses Glück zu empfinden, es bewusst zu erleben, will auch gelernt sein. Da müssen wir schauen lernen und nicht nur hinsehen. Es ist nämlich nur für die ein Geschenk, die es anzunehmen verstehen. Dann spüren wir vielleicht auch die Schönheit von dem Teil der Schöpfung, in dem wir leben dürfen. Die Natur so zu erleben ist heilsam für die Seele. Da wird der Geist in die richtigen Bahnen gelenkt. Sich mit Blumen zu beschäftigen bringt Freude. Oft ist es nichts Spektakuläres, nur ein zarter Geist. Ein Duft kann uns berühren. Ein hübsches Blumengesicht schaut uns an, oder die beglückende Berührung, wenn wir über ein zartes Blütenblatt streichen. Vielleicht entdecken wir mit der Lupe die Schönheit des filigranen Sternengebildes einer Doldenblüte. Je intensiver da unser Sehen ist, desto größer und interessanter wird unser eigener Lebensraum. Einfach nur das sprechen lassen, was uns die Schöpfung gerade zeigt. Es wird seine Wirkung tun, wie ein aufgeschlagenes Buch, in dem wir lesen. Die Quelle dieser Kräfte liegt in unserer Wahrnehmung. Denn diese Freude können wir ja nur genießen, wenn wir sie als solche erkannt haben.

Mein Garten hat den Hauch von ländlicher Ungezwungenheit, mit Feucht- und Trockenzone. Wenn es sich gut einfügt, darf dort auch Unkraut wachsen. Auf der Obstwiese blühen jedes Jahr viele Wild- und Heilkräuter, von denen die meisten eine hervorragende Heilwirkung auf den Menschen haben. Wenn also für jede Krankheit ein Kraut gewachsen ist, hilft uns das nur, wenn wir es auch erkennen. Beim Schreiben dieser Zeilen war ich selbst überrascht, dass jede zweite Pflanze, die in meinem Garten wächst, entweder selber eine Heilpflanze, oder eine schöne Züchtung davon ist. Die Auswahl der hier beschriebenen Pflanzen erfolgte mehr oder weniger zufällig.

 

Veilchen - Viola odorata

Früh im Jahr, wenn der Kalender dem Frühling noch keine Landeerlaubnis erteilt, schaue ich oft schon an schneefreien Orten, was meine Frühlingsblumen machen. Doch diese sind da viel vernünftiger als meine Wünsche. Wenn sich das Jahr dann langsam ins Licht dreht und der warme Südwind den Boden genügend erwärmt hat, dann kann das bunte Spiel endlich beginnen.

Unter dieser bunten Frühlingsgesellschaft sind auch schon die ersten Veilchen. Zwar noch im Verborgenen, noch auf kurzen Stielen und hinter ihren Blättern versteckt, aber sie blühen und duften bereits. Auch sie haben schon etwas von dem Zauber des neuen Anfangs, der alle Frühlingsblumen begleitet.

Im März, wo um die Mittagsstunden die Sonne oft wärmer scheint, als manchmal im Mai, da sind auch die letzten Veilchen aus dem Winterschlaf erwacht und nicht mehr zu bremsen.

Ich finde Veilchen so bezaubernd, dass ich sie gerne im Garten herumvagabundieren lasse. Doch heuer haben sie sich recht unbescheiden auf meinem Tulpenbeet breitgemacht. Als ich den Tulpen mehr Platz schaffen wollte, da setzten die Veilchen ganz charmant ihre wirkungsvollste Waffe ein. Sie dufteten mich alle so betörend an, dass ich ihnen nicht böse sein konnte. Für heuer müssen sich meine Tulpen mit ihren Untermietern arrangieren und etwas beengt auf ihrem veilchenblauen Bett blühen. Dass eine so kleine Blüte einen so feinen Duft hat. Wer diesen Duft mal intensiv geschnuppert hat, wird sich immer an ihn erinnern. In einigen Orten südlich der Alpen, gibt es sogar Veilchenfeste. Die Blüte mit dem Namen Viola wurde schon viel bedichtet und besungen. Sie ist die Blume der heimlichen Zuneigung.

Inhaltsstoffe: Methylsalicylat, Saponine, Schleimstoffe, Odoratin
Wirkung: Abführend, auswurffördernd, schweißtreibend, sedativ, gegen Hautunreinheiten, Kopfschmerzen, Halsentzündungen
Homöopathie: gegen Ohrenschmerzen, Rheuma, Asthma Keuchhusten und in Duftessenzen ein paar Veilchenblüten für ein paar Stunden in ein Körperöl geben, parfümiert es wundervoll.

 

Akelei - Aquilegia vulgaris

Unsere Blumenwiese ist eine liebevoll gepflegte Wildnis.

Vor Jahren habe ich hier in die Wiese Blumen ausgepflanzt. Da wo sie sich gegen das Gras durchsetzen konnten, sind Blumeninseln entstanden, die sich sehr harmonisch einfügen, als hätten sie schon immer hier geblüht. Hier dürfen sie munter und ungestört wachsen, an einer langen Leine geführt. Diesen Blumenreigen eröffnen im Frühling die Krokusse und Narzissen, mit denen der Lenz hier inzwischen sehr verschwenderisch umgeht. Solche Bilder schenkt uns keine andere Jahreszeit. Dann beginnt die Zeit der roten Tulpen, gerade noch höher als das Gras. Anschließend leuchten aus dem kniehohen Gras verschiedenfarbige Iris und Mohnblumen. Gefolgt von Ringelblumen, Fingerhüten, Salbei und Scabiosen, am Zaun Königskerzen, Wegwarte und Weidenröschen. Einen Sommer lang flügeln hier bunte Schmetterlinge. Doch jetzt im April ist erst die Zeit der Akeleien. Aquarellzart in blau, weiß und rosa und schwebend wie Ballerinen tanzen sie über der Wiese, noch höher als das Gras. Meist bewegt ein leichter Windhauch dieses Elfenballett. Die ersten Margeriten scheinen nach der gleichen Melodie zu tanzen. Kein Wunder, dass die Akelei schon von Dürer gemalt und von Goethe bedichtet wurde. Mit ihren anmutig nickenden Köpfchen sind sie auf früheren Heiligenbildern als Demutsblume zu sehen. Sie dürfen heute noch in keinem Bauerngarten fehlen. Jede Blüte besteht aus zwei Blütenblätterkreisen. Der äußere wird meist fesch nach oben geschlagen. Die inneren Blütenblätter, die oft andersfarbig sind, umgeben die Staubgefäße und laufen in einem Sporn nach hinten aus. Eine aparte und recht ungewöhnliche Blütenform. Nach der Blüte kommt eine Balgfrucht zum Vorschein, die immer für reichlich Nachwuchs sorgt.

Aus Amerika kommen recht schöne Neuzüchtungen, die mit ihren farbenfrohen Blüten, wie Kilibris über ihrem zierlichen Laub aussehen. Die Aquilegia vulgaris blühte schon im Garten der Hlg. Hildegard.

Inhaltsstoffe: Vitamin C, Enzyme, Glycoside, Cyanogene
Wirkung: Adstringierend, antiseptisch, sedativ, wundreinigend
bei unsachgem. Anwendung nicht ungefährlich (es kann Blausäure entstehen)

 

Pfingstrose - Paeonia officinalis

Im Wonnemonat Mai färbt der Löwenzahn viele Wiesen gelb. Da trifft der Frühling auf den Sommer. Wenn sich die ersten Kugelknospen der Pfingstrosen öffnen, sind die letzten Tulpen schon verblüht. Die Paeonia officinalis im dunklen Kirschrot war schon immer bei uns und im südosteuropäischen Raum beheimatet. Aus China kommen die Edelpfingstrosen Paeonia lactiflora, diese edlen Schwestern sind noch prachtvoller, anspruchsvoller u. empfindlicher. Pfingstrosen sind meist wohlriechende Schönheiten in den Farben weiß, creme, alle Rosa- u. Rottöne, als einfach Blütenschale, halb- oder ganzgefüllte Blütenbälle, mit und ohne Staubgefäße. Viele erinnern uns an Rosenblüten und haben auch ihren Duft. Fleißige Züchter haben da wahre Juwelen geschaffen.

Pfingstrosen seidig gefüllt, morgens taubenetzt, mittags aufgeblättert und duftend. In der Abendsonne, wenn das Licht eine andere Qualität bekommt, dann leuchten diese Blütenfarben am schönsten, wenn sich der Purpurhimmel in diesen Blumen spiegelt. Heute blüht die erste Pfingstrose in meinem Garten auf, sie entfaltet sich ganz langsam und lässt mich dabei etwas spüren von dem Zauber einer sich öffnenden Blüte, die im Glanz ihrer Schöpfungsstunde strahlt.

Meine gelbblühende Baumpfingstrose, Paeonia suffrutiosa, eine Blütenschale aus weißgelber Seide, noch etwas zerknüllt, mit goldgelben Staubgefäßen. In China ist ihre Wurzel sehr begehrt in der Frauenheilkunde, was dort fast zu ihrer Ausrottung geführt hat.

Paeonia officinalis ist eine alte Heilpflanze, die schon die Griechen und Römer kannten. Doch ihre einstige Bedeutung hat sie inzwischen verloren. Bei uns werden ihre Blüten Flores Paeoniae meist nur noch als färbender Bestandteil von Tees und Sirup verwendet.

Inhaltsstoffe: Wurzel Glycoside, Alkaloid, äth. Öl
Wirkung: Tonisch, gefäßverengend, krampflösend Farbstoff Paeonin

 

Die Rose

sie ist wohl die charmanteste unter allen Blüten.

Es gibt kaum eine Pflanze, die so viel Romantik und Schönheit in den Garten bringt, wie die Rose. Es gibt auch keine, der die Gärtner und Züchter mehr Aufmerksamkeit gewidmet haben als ihr, dieser Königin. Nur wenige Dinge sind schöner als eine Rose, wenn sie gerade ihr Herz öffnet und zu duften beginnt. Ineinander gerollte Blütenblätter, die sich in Harmonie entfalten. Die Seide eines solchen Rosenblatts, was für ein unvergleichlich schöner Stoff, so zart, schimmernd, duftend und so lebendig. So verzaubert sie seit Jahrtausenden schon die Menschen. Sie hat viele Bewunderer in aller Welt und spielt eine bedeutende Rolle in Dichtung, Malerei und Musik. Sie ist ein Symbol für Vollkommenheit und Eleganz. Und als rote Rose steht sie für Liebe und Leidenschaft und das in allen Sprachen der Welt. Sie wurde unzählige Male als Liebespfand verschenkt, besungen, bedichtet und als Brautstrauß verwandt. Eine duftende Rose ist auch sehr inspirierend, und bringt unsere Sinne zum Klingen. Ihr großes Geheimnis, die Aura ihres Duftes, ist Balsam für die Seele und entfaltet dort eine heilende und harmonisierende Wirkung. Der Duft ist wie ein Bruder des Atems, nicht sichtbar, nicht greifbar und doch beeinflusst er unser Gefühlsleben mit der Zärtlichkeit des Geistes. Er gelangt über bestimmte Geruchszellen in den Bereich unseres Gehirns, der für die Gefühle zuständig ist. In unsrem Klima beginnen ab Ende Mai die rosigen Zeiten. Die große Familie der Rosen hat eine erstaunliche Vielfalt von Formen, Farben und Düften. Von der schlichten 5-blättrigen Schalenblüte der Heckenrose bis zur dicht gefüllten Centifolie, gibt es sie in fast allen Farbschattierungen.

Die Centifolie, die hundertblättrige, mit dem reinsten Rosenduft, die schönste aller Rosen, sie hat all ihre Staubgefäße in Blütenblätter umgewandelt, ist deshalb steril und kann keine eigenen Samen ausbilden, und sich somit nicht selber vermehren. Ohne Gärtner, die sie jedes Mal neu auf Wildstamm veredeln, könnte sie nicht bestehen. Welch eine Laune der Natur. Der größte Teil unserer heutigen Gartenrosen stammt aus Kreuzungen von Rosa gallica, Rosa alba, der Damascenerrose und Rosa canina.

Alte Rosensorten haben den Zauber aus längst vergangener Zeit, z.B. die bezaubernde Souvenir de Malmaison hat Josephin schon Napoleon auf den Tisch gestellt. So mancher Gartentraum trägt ein Rosenkleid, vor allem, wenn wie sie klettern und ranken lassen.

 

Damaszener-Rose

Vorwiegend aus ihren Blüten, die einen unnachahmlichen Duft besitzen, wird das wertvolle Rosenöl gewonnen. Einige Kilo Rosenblüten ergeben nur einen Fingerhut voll Öl. Die Rosen können viele Duftnoten anbieten: Moschus, Tee, Jasmin, Veilchen, Apfel, Zitrone, Melisse und Tabak. In diesen Rosenölen sind die Wirk- u. Duftstoffe: Geraniol, Citronellol, Nerol, u. Stearoptene

Verwendung: hautstärkend, wundheilend, entzündungshemmend, stimmungshebend, adstringierend
Aromatherapie, im gesamten Wellnessbereich u. Kosmetik Rosenwasser (Marzipan) Rosenlikör

 

Rosa gallica

unsere Essigrose, die als Apothekerrose schon in den mittelalterlichen Gärten blühte und duftete. Sie ist in ihrer einfacheren Form das Vorbild für Englands Wappenrose.

Ihre samtenen Blütenblätter bilden halbgefüllte, stark duftende Blüten, deren Farben, je nach Züchtung, von rosa bis purpurrot reichen.

Ihr Rosenöl ist ein uraltes Wundmittel und hat ähnliche Bestandteile und Verwendung wie das Öl der Damaszer-Rose.

 

Rosa canina

Heckenrose unser Röslein auf der Heide (Hundsrose diesen Namen verdient sie nicht) ist bei uns häufig an Hecken, Zäunen und Waldrändern anzutreffen.

Wenn man die strahlende Lieblichkeit einer blühenden Heckenrose am Waldrand sieht, glaubt man gar nicht, dass sie recht robust ist und sich an ihrem Standort gut behaupten kann.

Ihre 5 zarten rosa-weißen Blütenblätter bilden eine zauberhafte Blütenschale.

Verwendung: Blüten und Blätter sind ein angenehmes Abführmittel und Förderung der Narbenbildung
Früchte Hagebutten Fructus Cynosbati enthalten neben einem sehr hohen Anteil an Vitamin C andere Vitamine A, B1, B2, K, P und Mineralstoffe, Gerbstoffe, Pektine, Flavone und Fruchtsäuren
Ein erfrischender Gesundheitstee, der allgemein die Abwehrkräfte stärkt, Hagebuttenmarmelade
Rosengallen (Wucherungen am Strauch) enthalten besonders viel Gerbsäure und wirken stark adstringierend u. tonisch.

 

Holunder Sabucus nigra

Sommer, das junge Jahr ist erwachsen geworden.

Nun beginnen die fröhlichsten Stunden des Jahres, mit weißen Wolken am blauen Himmel und rotgetupften Mohnwiesen, und Gartenstunden, die nach Rosen und Iris duften. Der Wind bringt den Duft von frischem Heu, das in der Sonne trocknen darf. Kletterrosen und Clematis flechten ihre Ranken. Wir können erleben wie intensiv die warme Erde nach einem Sommerregen riecht. Barfuß über den warmen Wiesenweg gehen. Der Sonne und dem Wind zusehen, wie sie mit den Blumen und Gräsern spielen. Ein sich ständig wandelndes Bild. Nun blüht der weiße Holunder in meinem Garten. Ich habe ihn gar nicht gepflanzt. Vor Jahren war er plötzlich da, wahrscheinlich als Vogelgepäck. Die Kletterrose, die ich zu ihm pflanzte, sollte sich nur etwas anlehnen. Doch die beiden vertragen sich gut. Er lässt sie bereitwillig in seine Krone klettern. Im Sommer, wenn ihre Blüten aus dem Holunder leuchten - ein echter Aha-Effekt.

Früher war der Holunder ein beliebter Hausbaum und wurde bei jeder Scheune und neben jedem Stall als Hauswächter gepflanzt. Seine schönen cremeweißen Blütendolden erscheinen zur Zeit der ersten Rosenblüte.

Es gibt nur wenige Heilpflanzen, die so beliebt sind, wie der Holunder. Er allein ist schon eine ganze Apotheke. Da wird er oft unterschätzt.

Inhaltsstoffe: Äther. Öl, Flavonoide, Gerbstoffe, Schleim, Harz, Glycosid, Saponin, Alkaloid, Vitamin A u. C und organ. Säuren
Wirkung: Blütentee schweißtreibend, fiebersenkend, stärkt die Abwehrkräfte, abführend, blutreinigend, harntreibend Arteriosklerose, Blasenentzündung, Bronchitis, Leber, Niere, Rheuma, Nasenbluten, Gicht, Hämorrhoiden, Herz
Blätter Frostbeulen, Insektenstich
Beeren im unreifen und rohen Zustand toxisch, das enthaltenen Glycosid Sambunigrin zerfällt beim Erhitzen.

 

Mohn - Papaver rhoeas Ackermohn Klatschmohn

In meinem Garten ist die Familie Mohn reichlich vertreten. In der Wiese Klatschmohn, auf den Beeten Türkenmohn, Papaver orientale, Islandmohn, Papaver nudicale und Scheinmohn Meconopsis.

Mein Liebling der Klatschmohn, einst aus allen Feldern verbannt, darf er dort nun wieder wachsen. Zu unser aller Freude wohnen wieder Kornblumen und Mohn in den Feldern.

Die Mohnblüte in ihrer Zartheit, hat Blütenblätter wie Schmetterlingsflügel. Sie macht zierliche Bewegungen, wenn sie ein Windhauch berührt. Mit etwas Wehmut denke ich an die Flüchtigkeit dieser Blüten, wie ein zerbrechliches Gefäß. Die Leuchtkraft des Mohns übertrifft alle anderen Blütenfarben. Die Lichtkraft dieser Farbe erfreut unsere Sinne, das steigert unser Wohlbefinden. Die geheimnisvolle Macht der Farben kann heilen wie die Düfte, indem sie uns je nachdem anregt, besänftigt oder heiter stimmt. Dabei hilft uns das wunderbare Element Licht, denn ohne Licht gäbe es auch keine Farben.

In manchen Jahren, wenn ihn meine gefräßigen Schnecken in Ruhe lassen, dann habe ich als besonderen Gast, den blauen Scheinmohn in meinem Garten. Diese himmelblaue Kostbarkeit stammt aus dem Himalaja. Im Gegensatz zu seinem Bruder, dem Schlafmohn, Papaver somniferum, der Alkaloide wie Opium enthält, ist der Ackermohn harmlos.

Inhaltsstoffe: Mohnblüten Flores Papaver rhoeas Spuren von Alkaloiden und Anthozyane
Wirkung: Krampflösend, fördert dem Schlaf, Nervosität Angina Bronchialerkrankungen die Blütenblätter werden vor allem als Farbstoff für Tees, Weine und Sirup verwendet.

 

Sonnenblume - Helianthus annuus

Die Sonnenblume ist die größte unter den Korbblütlern und sicher auch die beliebteste.

Von den etwa 100 Sonnenblumensorten bevorzuge ich die strahlendgelbe, ungefüllte Helianthus annuus (einjährig) mit ihrem freundlichen Sonnenblumengesicht, das die Menschen von je her inspiriert hat. Viele berühmte Maler haben sie schon gemalt.

Da die Vögel gerne ihre Kerne fressen, sorgen sie manchmal auch für ihre Verbreitung. Es ist schön, wenn man in der Natur plötzlich auf Sonnenblumen trifft, die niemand gepflanzt hat. Auch bei uns sieht man immer mehr Sonnenblumenfelder, die im Sommer weithin leuchten. Blütengesicht an Blütengesicht, so nahe, als wollten sie sich in die Arme nehmen. Ihre Blütenköpfe folgen dem Lauf der Sonne und schauen alle wie auf Befehl in die gleiche Richtung.

Diesen Sonnenkindern verleiht das Licht auf ihren Blütenblättern eine wunderbare Ausstrahlung. In einer Ecke meines Gartens spielen sie ihre Hauptrolle so dominant, dass die Unterpflanzung mit Ringelblumen, wie ihr Kindergarten aussieht.

Inhaltsstoffe: Flavonglycoside, Anthocyanglycoside, Xanthophyll, Cholin, Betain, Sapogenin, Solanthussäure Blüten und Blätter
Tee oder Tinktur als Fiebermittel und gegen Malaria, Nervosität Sonnenblumenöl cholesterinsenkendes Speiseöl, auch für schlecht heilende Wunden und schmerzende Glieder zur allgemeinen Entgiftung über die Mundschleimhaut morgendliche Ölspülung

 

Kapuziner - Tropaeolum majus

Diese einjährige Sommerblume stammt aus Peru. Sie ist sehr blühfreudig und klettert überall hin. Mit ihren vielen kleinen schirmartigen hellgrünen Blättern und ihren leuchtend orangen Blüten verzaubert sie so manche Mauer und manchen Zaun. Lässt man sie nicht klettern, dann webt sie Teppiche. Sie erfreut uns den ganzen Sommer und Herbst bis zum ersten Frost.

Die 5 Blütenblätter bilden einen Blütenkelch mit Sporn, der mit etwas Phantasie an die Mönchkapuze der Kapuziner erinnert, von der die Blume ihren Namen hat. Die farbenfrohen Blüten können marmoriert, gefleckt und apart geadert sein, in Farben von hellem Gelb über orangerot, bis zu kräftigen Rottönen und sind zart besaitet und duften.

Seit Wochen hat sich unsere Gartenbank ein grandioses Blütenkleid zugelegt. Ich hatte die Kapuziner an den nahen Zaun gepflanzt. Doch die wussten es besser und haben sich für die Bank entschieden. Wenn ich die vielen orangen Blüten sehe, muss ich mich wundern, wie viel Lebenskraft doch in drei Samenkörnern steckt.

Diese wertvolle alte Heilpflanze klettert, blüht, duftet, heilt und würzt. Also ein Kraut für alle Sinne. Junge Triebe haben ein würziges Aroma. Nach Rezeptvorschlägen wollte ich auch einen bunten Salat mit Kapuzinerblüten dekorieren. Doch als sie mich dann so ansahen:

"Du wirst und doch nicht........", dann sind sie doch in der Vase gelandet. Ich muss sagen, einem Salatkopf oder einer Tomate kann ich das eher antun.

Inhaltsstoffe: die Blätter enthalten Senföl, Schwefel und wertvolle Mineralsalze
Wirkung: Entzündungshemmend, blutreinigend, verdauungsfördernd bei Infektionen der Harn- u. Atemwege, bei Grippe und Erkauml;ltungskrankheiten, Bronchitis heilende Wirkung bei Wundinfektionen.

 

Wegwarte - Cichorium intybus

Wenn ich die ersten Herbstzeitlosen sehe, dann denke ich meist etwas erschrocken: "Ach, ihr seid auch schon da."

Das weiche Licht der milden Herbstsonne ist geheimnisvoller als im Sommer.

Obwohl die Tage jetzt merklich kürzer werden, sind es noch Wochen voller Schönheit, noch immer Tage der Freude, aber auch der Melancholie, denn mit jedem Blatt, fällt jetzt ein Stück Sommer ab. Der Herbst entlockt der Natur nochmals die schönsten Farben. Das Leuchten der Wälder, reife Früchte am Baum und auf den Feldern nur noch Weite, Wind und Raum. Doch noch immer blüht vereinzelt die Wegwarte, seit Juni. Ihre herrlichen Blütensterne haben ein so reines Blau, das jeden Betrachter fasziniert. Ein Dichter nannte sie das Mädchen im blauen Kleid. Und Kneipp sagte: "die Wegwarte wartet auf dem Weg auf dich, um dich gesund zu machen." Ihre auffallend schönen blauen Blüten können je nach Standort auch mal weiß, lila oder rosa sein. Sie öffnen sich nur bei Sonnenschein und verblühen schnell. Was sie durch ihre Blütenfülle wieder ausgleicht. Papyrustexte erwähnen die Wegwarte bereits als Heilpflanze. Sie ist eine enge Verwandte unseres Chicoreesalats.

Inhaltsstoffe: Bitterstoff, Intybin, Inulin, Glycoside, Mineralsalze, Aminosäuren, Vitamine B C K P, Cholin, Gerbstoffe
Wirkung: Abführend, galletreibend, blutreinigend, fiebersenkend, harntreibend, magenwirksam, appetitanregend
bei Diabetes, Gelbsucht, Rheuma, Verstopfung auch für die Haut als feuchter Verband
als Tee zur Frühjahrskur mit Löwenzahn u. Pfefferminz
geröstete Wurzel als Kaffeesurrogat

 

Christrose - Helleborus niger schwarze Nieswurz

Nebelschwaden haben sich in Schneewolken verwandelt. Um graue Wolkenbündel leuchtet ein schwacher Schein. Es ist Winter geworden. Der Garten schneeweiß aufgewacht.

Der Frost hat wie ein Maler die Konturen der Pflanzen weiß nachgezeichnet und Blätter und Gräser richtig verzaubert. Im Garten ist es seltsam still geworden. Als hätten sie nur auf den Schnee gewartet, fangen meine Christrosen an zu blühen (Helleborus niger Praecox). Sie kommen zum Vorschein, als ich an den vermuteten Stellen den Schnee entferne. Weiße noch stengellose runde Knospen in die neuen grünen Blätter geduckt.

Sie werden, wenn es nicht gerade extrem kalt wird, sich strecken und den ganzen Winter über blühen. Wie allen Winterblühern hat ihnen die Natur bestimmte Enzyme als Frostschutzmittel mitgegeben. Sie kommen auch aus den Bergregionen der Alpen. Durch ihre ungewöhnliche Blütezeit ist die Christrose ein Sinnbild der Hoffnung, ein Hauch von Mai mitten im Winter.

Die Rose, die im Winter blüht, für mich hat sie eigentlich ein Anemonengesicht, das in reinem Weiß erstrahlt, mit leuchtend gelben Staubgefäßen. Ihre fünf weißen Blütenblätter können manchmal einen Hauch von Rosa haben und vergrünen im Frühjahr. Sie besitzt ledrige, dunkelgrüne, geteilte Blätter. Ihre von den Gärtnern gezüchteten roten, rosa und gefleckten Schwestern haben eine spätere Blütezeit. Seit Paracelsus ist die Christrose eine geschätzte Heilpflanze.

Inhaltsstoffe: Glycosid, Hellebrin, das Saponin Helleborin, Aconitsäure
Wirkung: Herzinsuffizienz, harntreibend
früher wurde sie zu Schnupftabak und Niespulver verarbeitet, was ihren Namen erklärt
durch Helleborin ist die Pflanze giftig, eine Überdosierung könnte Lähmungserscheinungen des Zentralnervensystems bewirken.

Durch das ganze Jahr transportiert die Natur heilsame Botschaften für uns.

Vor allem, wenn wir den Eigenwert der jeweiligen Jahreszeit erkennen und schätzen lernen.

In diesem ewigen Reigen des Vergehens und Wiederauferstehens wird die Welt nicht alt, denn selbst das kleinste Samenkorn, wohin es der Wind auch geweht hat, weiß wann es Zeit zum Keimen ist.

 

Anschrift der Verfasserin:
Edeltraud Tauber
Spatzenwinkel 8
82194 Gröbenzell



 
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