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- Kräutertherapie in der TCM
- Löwenzahn wird auch in der traditionellen chinesischen Medzin/TCM eingesetzt. Auf Chinesisch heißt er Pu Gong Yin, ist bitter und kühlend und hat eine ausgeprägte Wirkung auf Leber und Magen. Vor allem wird er verordnet bei Hitze-Feuchtigkeits-Zuständen wie geschwollenen und geröteten Augen eingesetzt, aber auch bei Abzessen und Gelbsucht, Muskelschmerzen, Verstopfung und Blähungen, Ekzemen, Gelenksteifigkeit. Eine Rezeptur in der TCM besteht jedoch fast immer aus mehreren verschiedenen Heilkräutern, die - nach Puls- und Zungendiagnose- individuell auf Sie und Ihre Energetik abgestimmt und bei jeder neuen Verordnung aktualisiert werden.
Taraxacum officinale L.
- der Löwenzahn
Art, Vorkommen:
Korbblütler, Asteracaea, Fam. d. Compositae
Europa, Asien, Nordafrika, Amerika
Andere Namen:
Pusteblume, Butterblume, Kettenkraut, Mönchsblume, Milchstock, franz.: "pisse en lit" (piß ins Bett !! (s.u.)), Maiblume, Hundeblume, alte Bezeichnung: "Herba urinaria", Pfaffenröhrle, Bettseicher (süddeutsch), Sonnenwirbel.
Orte und Wachstum:
Wiesen, an feuchten aber auch an eher trockenen Plätzen wo andere Pflanzen schon nicht mehr gedeien können. Es darf nur nicht zu feucht bzw. sumpfig sein.
Die Pflanze gilt als sehr anpassungsfähig, wächst üppig und regeneriert sich (z.B. nach Abgrasung durch Weidetiere) sehr schnell. Die Blätter wachsen in Rosettenform und haben gezahnte Ränder (daher der Name).
Die Blüten haben eine satte gelbe Farbe, ähnlich der Sumpfdotterblume. Die Blütenblätter sind... (Sie kennen sie ja...)
Die Blüten schließen sich bei Einritt der Dämmerung zum Zentrum hin. Das Auffällige an ihnen ist, daß sie sich bei schlechtem Wetter oder trüben Tagen, oder bei Herannahen eines Regen-Gewittertiefs wieder schließen bzw. erst gar nicht öffnen. Die Blüten sitzen auf einem 5cm bis 35 cm langen Stiel der innen hohl ist. Die Pflanze enthält in Stiel und Wurzel einen weißen Milchsaft.
Bestandteile/Inhaltsstoffe:
Als da wären zu nennen, Kalium, Calcium, Mangan, Natrium, Schwefel, Kieselsäure, Cholin, Bitterstoffe, Stärke als Inulin (ca. 15%), Fette, Enzyme, Wachs, Schleim, Kautschuk, ca. 4,5% Zuckerstoffe, Lävulin und Taraxin.
Der Milchsaft ist eine, bei Austritt verlebende, Emulsion mit Gummi,-Harz,- und Kautschuckkörnchen als SuspensionEinnahme bzw. Verzehr der Milch verursacht, wie schon Hahnemann bemerkte, Leibbeschwerden, weshalb sie als toxisch angesehen wird.
Der Gehalt der einzelnen Stoffe schwankt stark und ist abhängig vom Zeitpunkt der Ernte. Im Frühjahr ist der Bitterstoffgehalt am höchsten. Im August ist der Inulingehalt am höchsten und im September der Taraxingehalt.
Verwendung:
Vorbemerkung:
Löwenzahn ist sehr vielseitig. Er wird häufig auch als Nahrungsmittel angewendet. So zum Beispiel als Salat aber auch !als Futtermittel auf den Weiden und als Hasenfutter. Wobei allerdings nur die Blätter zur Verwendung kommen. Es ist beobachtbar, daß Weidetiere bei Verzehr von Löwenzahn die Blüten und Blütenstengel meiden und auch Hasen gibt man die Blutenstengel und die Wurzel nicht zu fressen.
Seine phytotherapeutischen Anwendunggebiete:
Verdauungsbescherden, zur Blutreinigung z.B. bei Frühjahrskuren, Oberbauchbeschwerden (Leber-Galle, Bauchspeicheldrüse, Magenbeschwerden), Blasenleiden, Gelenkleiden, bei Beschwerden innerhalb des rheumatischen Formenkreises, Hautausschläge, zur Entschlackung.
Löwenzahn hat eine stark diuretische Wirkung (nicht Abends einnehmen! s.o.). Daher kann er auch gut bei herzbedingten Ödemen angewendet werden.
Im Bereich des Leber-Galle-Systems fällt Taraxacum off. besonders bei Stauungsikterus spezifisch auf.
Weitere Anwendungsgebiete sind:
Wassersucht, Gicht, Lungenblutungen, Verschleimungen der Lunge, Hämorrhoiden. Da Taraxacum off. starke diuretische Wirkung besitzt ist anzunehmen, daß es auch bei Nieren-Blasenleiden mit polyuretischem Symptombild (Blasenschwäche mit häufigem Harndarang, Nykturie) Wirkung zeigt. (s.u.)
Homöopathische Bedeutung:
Taraxacum officnale gehört eher zu den "Kleinen Mitteln" der Materia Medica. Dies verwundert, da Taraxacum officinale eine weitverbreitete, altbekannte, heimische Pflanze ist.
Hahnemann erwähnt die Pflanze eher aus seiner vorhomöopathischen Zeit. Es gibt kaum Prüfungsergebnisse (Prüfung von PISCHEL, 1955, mit der D1 und D2, 8 Prüfer). Prüfungen mit mittleren oder hohen Potenzen stehen noch aus; die tiefpotenten Prüfungen sind arm an den, für uns so wichtigen, Geist- und Gemütsymptomen. Natürlich wirkt homöopathisch aufbereiteter Löwenzahn auch bei den oben genannten Symptomenkomplexen (Ähnlichkeit vorausgesetzt).
Dennoch ist einiges an Symptomen zusammengekommen, als da wären zu nennen (siehe hierzu im Einzelnen die unten angegebene Literatur):
Klinische Anwendungsgebiete nach Clarke und Voison:
Diabetes (schon von Hahnemann erwähnt), Gallenanfall, Gallensteine, Ikterus, Malaria, Nachtschweiße, Schwäche (China), Typhus, Hepatitis, Cholecystitis, Cholangitis, Pfortaderstauung.
Geist und Gemüt:
Apathie, Arbeitsunlust, Antriebslosigkeit, Stimmungsschwankung,
- Neigung zu Depression und Reizbarkeit im Wechsel
(Die beiden letztgenannten Symptome wurden in der oben erwähnten Prüfung von PISCHEL
beschrieben, wobei diesen eine Phase der Euphorie vorausging.)
- Morgens mißvergnügt und zu Geschäften wie zum Sprechen unaufgelegt
- Sehr zum Lachen geneigt
- Redseligkeit und unaufhaltsame Schwatzhaftigkeit
Kopf:
- Kopfschmerzen, drückend
- Okzipitalkopfschmerz
- Kopfschmerzen; mit einem Gefühl von Wärme auf dem Scheitel und oft gleichzeitigem
- Gefühl als würde das Gehirn zusammengeschnürt
Hals, äußerer:
- Schmerzhaftigkeit und Berührungsempfindlichkeit des Musculus
Sternocleidomastoideus
Mund / Verdauungstrakt:
!! - Landkartenzunge; mit Wundheitsgefühl; mit einer weißen Haut überzogen, die sich sich stückchenweise abziehen läßt und dabei rote Flecken hinterläßt
(DD Arsenicum Album, Kalium Bichromium, Mercurius solubilis, Natrium Muriaticum)
- Zusammenfluß des Speichels und Gefühl als würde der Kehlkopf zusammengedrückt
- Verdauungsbeschwerden mit Übelkeit, Druck- und Völlegefühl, stechende Schmerzen (bes. im Leberbereich), nach fettem Essen
- Meteorismus, besser durch Windabgang
- bitterer Mundgeschmack
- saueres Aufstoßen
- Übelkeit mit Ängstlichkeit
- Übelkeit nach fetten Speißen
- Tympanie
- Opstipation
- Durchfall, gallig
Bei Leber- und Gallenbeschwerden mit Meteorismus als begleitendes Symptom:
DD Lycopodium, Carduus marianus, China
Harnorgane:
- Enuresis
- Häufiger Harndrang mit viel Urin, schmerzlos
Männliche Geschlechtsorgane:
- nächtliche Samenergüsse, wiederkehrende
- unwillkürliche Erektionen, lange
Extremitäten:
- Neuralgische Schmerzen der Knie, Druck bessert
- Kalte Fingerspitzen !
- Venenschmerzen bei mangelnder Bewegung
- Ruhelosigkeit der Gleider
Haut:
- Heftige Nachtschweiße (bes. in der Rekonvalescenz)
- Lichen, Urtikaria
- skrofulöse Haut
Schlaf, Träume:
- Träume von Streit und Zänkerei
- Wollüstige Träume
- lebhafte Träume
- ängstliche Träume
- mehrmaliges Aufwachen aus dem Schlaf mit Herumwerfen im Bett
- Schläfrigkeit im Sitzen, beim Lesen, wenn er sich konzentrieren muß
Modalitäten, Allgemeines:
< nachts, frische Luft > (die Verdauungsbeschwerden und damit auftretenden Kopfschmerzen),
Sitzen <, Gehen >, Liegen <, in der Ruhe <, fette Speisen <, Beschwerden links oben; rechts unten (DD Rhus-tox., Ledum, Agaricus)(Clarke), Durstlosigkeit bei Fieber,
Abneigung gegen / oder Verschlimmerung hierdurch: Butter, Schweinefleisch, Früchte, reichliches Essen (Kent), ! Frostigkeit nach dem Essen.
Versuch eines synthetisches Bildes:
(Ich möchte anmerken, daß die hier geäußerten Gedanken und Überlegungen noch nicht durch ausführliche Mittelprüfungen bestätigt worden sind und lediglich zur Diskssion gestellt werden.)
Da bis dato wenige Gemütssymptome vorliegen läßt sich ein Bild allenfalls aus der Signatur der Pflanze herleiten.
Von Interesse ist die Tatsache, daß der Löwenzahn an Tagen mit trübem, regnerischem Wetter seine Blüten nicht öffnet..
Dies läßt darauf schließen, daß der Taraxacum-Patient wetterabhängig reagiert. Diese Wetterabhängigkeit (im weiteren Sinne eine Abhängigkeit von der Stimmung in der Umgebung) führt dann möglicherweise zum Rückzug.
Eben dieses dieses Phänomen, dieses Symptom konnte ich bereits in der Praxis beobachten. Eine Bekannte bat mich um Rat und Hilfe. Ihre Symptome waren: Rezidiviernde Blasenreizung mit häufigem Drang zum Wasserlassen (besonders nachts), sie fühlte sich allgemein schlechter bei feucht-trübem Wetter (Stimmungslabilität, mit Angstgefühl), Meteorismus, sobald die Sonne wieder scheint geht es ihr auch wieder besser und sie kommt dann besser aus sich heraus. Aus ihrer Vergangenheit wußte ich, daß sie sich als Kind, wenn jemand böse mit ihr war und schimpfte oder wenn es Streit in der Familie zu geben schien, sich unter einem Tisch verkrümelte und dort blieb bis sich die Stimmung gelegt hatte und sie wieder freundlich hervorgelockt wurde.
Ich empfahl ihr Taraxacum off., C100, 3 mal im Abstand von 14 Tagen 3 Globuli, morgens.
Dies war vor ca. 2 Jahren. Die Blasenreizung ist seitdem nur einmal aufgetreten, dies allerdings im Winter.
Nebenbei bemerkt, einer ihrer Jugendfreunde (sie stammt aus Nordbayern) nannte sie "meine Pusteblume". Welch ein Zufall!?
Möglicherweise besteht hier ein Bezug auf psychischer Ebene.
Michael F.G. Aulbach, 3/97 - entnommen aus den berliner heilpraktiker nachrichten 1997/6
Literatur:
- Martin Stübler, Erich Krug (Hrsg): Leesers Lehrbuch der Homöopathie
Pflanzliche Stoffe II, Haug Verlag, 2. verb. Auflage, 1971, S. 960ff - Mezger: Gesichtete Arzneimittellehre, Band II, Haug Verlag, 4. Auflage, 1977, S.1428ff
- Der Neue Clarke: Band X, Verlag Dr. Grohmann GmbH, 1996, S.5798ff
- Andreas Noll: Handbuch der Phytotherapie, MZ-Verlag Harald Schicke, 1990
- Boericke: Homöopathische Mittel und ihre Wirkungen; Materia Medika und Repertorium, Verlag Grundlagen und Praxis, 3. dt. Auflage, 1986, S.548ff
- Voisin: Materia Medica des homöopathischen Praktikers, Haug Verlag, 3. Auflage, 1991
Klaus Binding: "Taraxacum officinale - Arzneimittelbild" in: Der Heilpraktiker und Volksheilkunde, Ausgabe 3/1997, S.10ff